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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 395

1890 - Gotha : Behrend
Die Moore Norddeutschlands. 395 stehendes Wasser zur Voraussetzung entweder in muldenförmigen Ver- tiefungen, oder auf wagerechten oder wenig geneigten Landflächen. Be- günstigt wird die Moorbildung, wenn in geringer Tiefe des Bodens sich der Ortstein (Raseneisenstein) findet, der als nndnrchlassende Schicht das Ein- sickern des Wassers erschwert. Wo nun das Wasser stehen bleibt, da belebt es sich von Pflanzen, welche, im Herbst absterbend, die unterste Schicht des Moores, das Sohlband bilden. Tiese Schicht, etwa einen Fuß mächtig, wird nach und nach so dicht, daß sie kein Wasser mehr durch- läßt. Das stillstehende Gewässer bedeckt sich mit einer grünen Moos- decke, welche Lage sich in der Tiese als sogen. Moostorf wiedersindet. Die über der Mooslage wachsende Schicht besteht im wesentlichen aus dem Heidekraut, untermischt mit dem sogen. Post. Die mit Wasser ge- tränkten Wurzeln der Heide sterben gleichfalls ab, aber die vorjährige Heidepflanze wird von neuer Heide überwuchert, und so wächst das Moor nach oben hin fort. Es besteht deshalb hauptsächlich aus den verwesten Resten des Heidekrauts. Bislang ist von der Wissenschaft nicht aufgeklärt, wie das Moos in größerer Tiefe deutlich erkennbar erhalten bleibt, während die Heide zu einer unkenntlichen Masse verwest. Jahrhunderte laug diente der Moorboden nur dazu, den Menschen das Brennmaterial zu liefern. Vor dem Gebrauch der Steinkohlen, deren Einfuhr von Jahr zu Jahr zunimmt, brannte man in Ostfries- land außer etwas Holz ausschließlich Torf. Die Torfgräbern ernährt 7—8000 Bewohner jenes Landes. Die jetzige Form des Torfs ist wohl erst seit einigen Jahrhunderten in Gebrauch; von den Bewohnern des alten Frieslands berichtet der Römer Plinius (50 n. Chr.): „Den mit ihren Händen geformten Erdschlamm trocknen sie mehr bei dem Winde, als an der Sonne aus, um ihre Speisen dabei zu kochen und die vom Nordwinde erstarrenden Glieder zu erwärmen." Die Ge- winnnng des Torfes geschieht jetzt in folgender Weise. Schon vor Sonnenaufgang, morgens 2 Uhr, geht der Torsbauer mit seinen Leuten an die Arbeit. Zu dieser sind 4—6 Mann erforderlich, die zusammen „Ploog" (Pflug) genannt werden. Ein Stück Moor wird seiner ganzen Breite nach abgegraben. Die obere Erde. „Bnnkerde" genannt, ist zum Torf uubrauchbar; sie wird wird deshalb mit einem spitz zulaufenden Spaten in einer Tiefe von 1/2 m abgestochen und in die „Plütte" ge- worsen, aus der im Jahre vorher der Torf gegraben ward. Ein Ar- beiter zerlegt alsdann das Moor mittels eines sechseckigen Spatens, „Sticker" genannt, durch senkrechte Stiche in lauter kleine Stücke von der Form eines Torfs, die dann von einem in der „Pütte" stehenden Arbeiter abgestochen und auf den Rand des Hochmoors geworfen werden. Hier nimmt sie ein anderer Arbeiter auf die „Pricke", ein vierzinkiges Gerät, und packt sie auf einen Karren, den ein vierter auf das Hoch- moor schiebt, wo der Tors getrocknet wird. Zu diesem Zwecke macht man eine lange Lage von 2 Törsen breit und hoch, darüber eine Quer- läge und wirst dann den übrigen Torf durch Umkippen des Karrens schräg gegen die Reihe. Ein „Ploog" kann täglich gegen 100 000 Stück Torf in Reihen liefern. Durch Wind und Sonne wird der nasse Torf
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