1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Moore Norddeutschlarids.
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gekommen, hat durch den Jauu Kruse den ersten Anfang mit
Buchweitz-Bau auf dem Mohr gemacht. Zu damaliger armseligen Zeit
hat der Prediger, um leben zu können, selber im bloßen blau-kirfaien
Brusttuch gestanden und sein Buchweitzenland im Mohr gehaltet und
bearbeitet. Seyn Beyspiel, die ergiebige Ernte und die Noth damaliger
Zeit hat diesen Vuchweitzen-Bau hier nach und nach im Lande in den
Gang gebracht, den er in Wilderfang erst gesehen und gelernt hat."
Das Moorbrennen geschieht gegenwärtig m folgender Weise:
Zunächst werden durch die künftige Brandfläche kleine Gräben ge-
zogen, aus denen das Moorwasser abfließen kann. Das so entwässerte
Feld wird im Herbst zu großen Schollen umgehackt, die im Winter
durchfrieren. Im Frühjahr muß der Boden nochmals durchgehackt und
durch eine von Menschen gezogene hölzerne Egge „gerögt" werden.
Dann stellt man einzelne Schollen in Haufen, die angezündet werden,
sobald sie gehörig trocken sind. Darauf werden die brennenden Stücke
mittels einer alten Pfanne über das ganze Feld geworfen, das nun
bald an allen Punkten seinen Qualm zum Himmel steigen läßt. So
brennt das Feld 2—3 Tage; zuletzt erlischt es von selbst, da der
uutere Boden immer feucht ist. Die Fläche ist jetzt mit Moorasche
bedeckt; man läßt sie völlig abkühlen und sät dann den Buchweizen
oder Hafer hinein, der darauf eiugeeggt wird. Die ganze Arbeit ist eine
sehr unangenehme und mühsame: oft steht der Moorfer im dicksten
Rauch, sein schweißtriefendes Gesicht, seine Kleidung ist mit Asche und
Staub bedeckt, seine Augen sind vom Rauch gerötet. Und doch ist es
die Frage, ob seine Arbeit belohnt wird, denn die Buchweizenernte ist
eine sehr unsichere: ein einziger Nachtfrost in der Blütezeit kann die
ganze Erntehoffnung vernichten. Darum pflegen die Moorker zu sagen:
„Wir haben unser Geld in der Lotterie." In nassen Frühjahren kann
das Moor nicht gebrannt werden; oft muß man mit dem Brennen bis
zum Sommer warten und kann keinen Buchweizen mehr säen. Dann
wird das Feld mit Roggen bestellt, der aber nur einen spärlichen Er-
trag giebt. Ein nasser Herbst erschwert wiederum oft das Einfahren
der Ernte. Dann werden die Wagenräder mit Stroh umwunden, und
man fchützt die Pferde oder Ochsen vvr dem Einsinken, indem man
ihnen Holz- oder Strohschuhe an die Füße schnallt. Gelingt der Buch-
weizenbau, so giebt er freilich eine gute Ernte. Bei passendem Wetter
wächst er schnell, er muß „mit elf Wochen aus und in dem Sacke sein".
Ist dies der Fall, so hat man wohl einen 20sachen, ja an den besten
Stellen einen 40 fachen Ertrag. Darum haben die Buchweizenbauern
recht, wenn sie vom Buchweizen sagen: „Schlumpffrucht, Klumpfrucht".
Eine andere, bessere Ausnutzung der Moore war schon längst vor
der Gründung der Kolonieen durch die Anlage der Fehne herbeigeführt.
Der Wildnis abgerungen, sind sie erfreuliche Beweise menschlicher Kraft
und Arbeit über die Ungunst natürlicher Verhältnisse: wo einst vollendete
Öde war und Uhu und Wölfe ihr Wesen hatten, da drängt sich jetzt
Hans au Haus, Garten an Garten und Wiese an Wiese; ans Kanälen
ziehen zahlreiche Schiffe einher, Wind- und Schneidemühlen zeugen von