1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus der norddeutschen Tiefebene.
der Kolonie Dannenberg im Moore gefundener Einbanm, ein aus einem
ausgehöhlten Eichenstamm hergestelltes Boot von etwa 4 in Länge und
3/4 m Breite, welcher jetzt im Göttinger Universitäts-Mnseum auf-
bewahrt wird, ist wohl ein Beweis für diese Behauptung. Ebbe und
Flut wie Stürme wühlten den Grund auf und brachten Unebenheiten
im Boden hervor, so daß der Sand an einzelnen Stellen die Oberfläche
erreichte. Die am Südrande aufgewehte Dünenkette fchlvß allmählich
den Busen, und es begann die Moorbildung. In dem nunmehr ab-
geschlossenen See siedelten sich Algen und Moose an, denen bald höhere
Pflanzen folgten. Dennoch ist später die Moorbildung nicht gleichmäßig
vor sich gegangen. Während in dem größeren Teile sich ein Hochmoor
ausbildete, entwickelte sich in dem westlichen Teile, an dem Hamme-
Laufe, ein Wiesenmoor Durch diese Verschiedenheiten in der Bildung
des Moores ist auch die Höhe desselben eine verschiedene. An einzelnen
Stellen tritt noch der Sanduntergrund zu tage. Hier war in späterer
Zeit die beste Ortlichkeit für Ansiedelungen gegeben, und bei allen Orten,
die mit „berg" enden, wie Seebergen, Dannenberg, Grasberg, Heidberg,
darf man annehmen, daß hier eine Erhebung des Sandes aus dem
Moore hervortrat. Fast iu der Mitte des Moores erhebt sich der
1 km lange Weyerberg, dessen Höhe barometrisch auf 52 m be-
stimmt ist. Hier muß, da Thoulager au seinem Ostfnße erschlossen
sind, schon eine ältere Bildung zutage treten. Das Vorkommen
dieser Höhe in dem öden Moore hat natürlich die Phantasie der
Umwohner in lebhafte Erreguug gebracht. Entweder der Teufel oder
ein Riese hat hier einen Sandsack aus Versehen oder auf Bestellung
fallen lassen. Der Weyerberg ist von dem ganzen Moore aus sichtbar
und bildet die Warte und Marke des Landes; ja die jetzigen Bewohner
des Bezirkes bezeichnen sich in der Fremde als vom Weyerberge
stammend. Der östliche Teil führt den Namen Schmidtberg,
der westliche heißt Gartenberg. Nach Norden springen zwei Rücken vor,
auf dem größeren niederen ist Kirche und Schule von Worpswede ge-
baut, auf dem höheren, westlichen ist „Dem thätigen Förderer dieser
Moorcotonieu, dem Königliche Moor-Commissario Jürgen Christian
Findorf, geb. d. Xxii. Febr. Mdccxx gest. d.' Xxxi, Juli
Mdcclxxxxii, von deffen Freunden und Verehrern" 1702 ein
Denkstein gesetzt wordeu.
Die verschiedene Höhenlage des Untergrundes bringt es mit sich,
daß das Moor auch eine verschiedene Mächtigkeit hat. Soweit es
erschlossen ist, gilt als größte bis jetzt gemessene Tiefe 8,4 m, welche
im Gnarrenburger Moor erbohrt ist. Da, wo das Hochmoor sich voll-
ständig hat entwickeln können, unterscheidet man drei Schichten. Oben
steht der weiße oder gelbe Moostorf, welcher von geringerem Gewicht,
leicht brennbar ist und wenig Hitze entwickelt. Er besteht meistens ans
Torfmoosen. Darunter folgt der braune oder, wie die Moorbewohner
sagen, der schwarze Torf; er brennt schwerer, aber mit größerer Hitze.
Die unterste Lage bildet der schwarzbraune oder „blaue oder geile"
Torf, eine klebrige, fettige Masse, welche an der Luft schwer trocknet,