1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Moore Norddeutschlands. 401
aber dann eine bedeutende Hitze entwickelt. Je tiefer das Moor steht,
desto mächtiger sind die einzelnen Schichten. Ein Profil von einer nicht
allzu tiefen Stelle weist folgende Entwickelung nach: gelber Torf 1,5 in,
brauner Torf 0,25 in, schwarzbrauner Torf 0,75 m, Sohlband 0,40 m,
schwarzer Saud 0,15 in, gelber Sand 0,30 in, gelbbrauner Sand
0,65 in, dann weißer Sand.
Anders ist die Entwicklung des Wiesenmoors gewesen, daß sich
von der Mitte aus allmählich nach den Flußlüuseu ausgebreitet hat.
Im Gegensatz zu dem Hochmoore, das von unten nach oben wächst,
bildet sich das Wiesenmoor von oben nach unten, und statt der Torf-
moose oder des Heidekrauts siud Gräser die Narbe des Moores. Das
zerrissene Ufer an der Hamme und die seeartige Erweiterung desselben
bei der Holzstelle zeigen, daß es noch immer in der Entwickelung be-
griffen ist. In früheren Zeiten war dieses Wiesenmoor stets den Fluten
offen. Jetzt schützt eine bei Ritterhude gebaute große Schleuse desselben
gegen die Sommerfluten, dagegen wird es im Winter noch regelmäßig
überschwemmt. Das Wasser lagert dann den düngenden Schlick noch
reichlich ab. Diese Gebiete haben sehr ertragreiche Wiesen; Viehzucht
ist daher ein lohnender Erwerb. Die hier liegende Ortschaft Teufels-
moor (namentlich das Oberende) weist einen Viehstand auf, der selbst
die Ortschaften der Marsch übertrifft. Nach der Viehzählung vom Jahre
1883 waren in dem Orte bei 40 Gehöften und 404 Bewohnern 149
Pferde, 620 Stück Rindvieh und 529 Schafe. Von dem Gemeindebe-
zirke, der 2651 ha groß ist, sind allerdings 888 ha Wiesen.
Die Unwirtlichkeit des Moores hat wohl in frühester Zeit von der
Besiedelnng zurückgehalten. Zuerst wird in demselben der Ort Wolda
genannt, den Erzbischof Hartwich 1230 von einem Witten erkaufte und
auf dem er ein Kloster einrichtete. 1232 wurde dasselbe nach Trupee,
1244 nach dem Orte zurückgelegt, der nun uach dem Kloster den Namen
Lilienthal erhielt. Der neue Name verdrängte den alten. Das
Kloster war mit Eisterzieuser Nouuen besetzt. Um dasselbe entwickelte
sich der Ort Lilienthal. 1648 wurde derselbe von den Schweden säkn-
larisiert und das Klostergut dem Grafen de la Gardie überwiesen, aber
später au den Landgrafen Friedrich von Heffen-Efchwege, dem auch
Osterholz zufiel, abgetreten. Die hannoversche Regierung richtete in
Lilienthal einen Amtssitz ein. Von den Amtmännern verdient Johann
Hieronymus Schröter, geb. am 30. August 1745 zu Erfurt, genannt
zu werden. Neben dem Stndinm der Jurisprudenz hatte er unter
Kästner auch reine Mathematik gehört und daneben die physische Astro-
nomie getrieben. „Als er," wir folgen der Biographie in Zachs Ephe-
Menden von 1799, „schon etliche Jahre Referent im Kammer-Kolle-
gium zu Hannover gewesen war, erwachte erst sein natürlicher Hang
zur Physik und Astronomie wieder, und er fing 1778 an, diese mit
außerordentlichem Eifer ohne allen fremden Unterricht zu studieren. Der
Anfang war klein und ohne alle Instrumente schwer. Aber sein Genie
und seine Beharrlichkeit besiegten alle Schwierigkeiten, und schon 1779
machte er mit einem dreifüßigen achromatischen Fernrohre über den
Meyer Lesebuck der Erdkunde Iii. 26 *