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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 423

1890 - Gotha : Behrend
Heidelandschaft. 423 Du lewe Herrgott im Himmel, Bald weert mi de Oogen wedder klar; Denn seh ick so endlich wedder Gans düdlich nn apenbar. Denn roopt se mi „Wellkomm" tomöden, Dat klingt als Harfenklang. Du lewe Herrgott im Himmel, Teuf doch uich alltolang! Es möge genug sein an diesem Alltags- und Sonntagsbilde. Noch ist das Volksleben in der Heide eine unerschöpfliche Fundgrube für den Forscher. Wie viele Bilder köuuen noch gezeichnet werden, und doch würde eiu Gesamtgemälde schwer daraus zusammengestellt werden können; denn der Grnndcharakter des Volkes offenbart sich in den ver- schiedenarligsten Variationen. — Die nachfolgenden Sprachproben sollen dazu dienen, ein thunlichst treues Bild der verschiedenen Lautarten zu geben, in welchen das Plattdeutsche des weitgestreckten Gebietes gesprochen wird, viel- eicht auch dem wissenschaftlichen Forscher erwünschten Stoff zu liefern. Es ist allerdings kaum möglich, die feinen Umgestaltungen, durch die Schrift zum Ausdrucke zu bringen; nur das kundige und in solchen Dingen geübte Ohr wird sie vernehmen. Es ist mir auf- gefallen, daß iu den Schriftstücken des 15. und 16. Jahrhunderts, z. V. den Chroniken und Volksliedern der Stiftsfehde, die Umlaute durchaus fehlen; es heißt also „Bussen" statt Büssen (Büchsen), dnsse statt düsse, oder dutt statt dütt, — wie jetzt allgemein gesprochen wird. Bei der großen Flüssigkeit der Vokale ist nicht anzunehmen, daß nicht auch Umlaute gesprochen wären; vielleicht spielt der Umstand da- bei eine wesentliche Rolle, daß die Aufzeichnung häufig, wenn nicht immer durch schriftkundige Männer geschah, welche von Haus aus Hoch- deutsch sprachen. Jedenfalls liegt heutzutage die Sache so, daß ge- wöhnlich mehrere Vokale zusammen oder richtiger nacheinander lauteu; ja es ist kaum übertrieben, daß man bisweilen alle fünf Vokale in einer Silbe beisammen hört. — Ich habe aber die Proben sehr beschränken müssen. Die folgenden Aufzeichnungen sind meistens an Ort und Stelle geschehen und von Freunden und Bekannten, welche in der örtlichen Mundart sicher und heimisch sind. Durchweg ist dafür ein Inhalt ge- wählt, der an sich anziehend und lesenswert, meistens auch unmittelbar dem Munde des Volkes nacherzählt ist. 1. Äus der Umgegend der Göhrde. Kaiser Wilhelm I. undei Schaul inest er ut b el Lün'borger Hei. Hör mal, Nawer, uns Köster hett mi hüt n' Geschicht vertellt, dat hei vör Johrn mal mit unsen Kaiser ßnackt hett, datt mutt ick di ok vertellen. Als dei Kaiser von Frankriek trügkamen iveir, wo sien Soldaten bei Fran- gosen düchtig ehr rode Büx utkloppt Harn, heul hei upp dei Göhr n' Jagd äff. Dat weir in'n Winter achteenhnnnert ein nn säebendig.
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