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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 440

1890 - Gotha : Behrend
440 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. Ortes, „Stedte" genannt, seine Huldigungen zu beweisen, ihn sich geneigt zu machen. Nach feierlichen Gebräuchen bei der Errichtung des Baumes wurde sämtliches Vieh um denselben hergetrieben, das sie nun gegen Seuche gesichert und zum Gedeihen gesegnet glaubten. Ähnlich war es mit den „Kronenbäumen". Sie erinnern vielfach an die „Maibäume", die ich oben erwähnte. Ein ganz abenteuerlicher Glaube knüpft sich an zweimal entwöhnte Kinder, die, wenn sie sterben, dann als „Doppel- säuger" an dem Leben eines Familiengliedes zehren, bis es gelingt, der aufgegrabenen Leiche mit einem Spaten das Genick abzustoßen. Die großen Kalendertage und kirchlichen Feste sind neben den Mond- gestalten die Grundlage zahlreicher Wetter- und Verhaltungsmaßregeln bei der Wirtschaft. Die stehende Mondsichel bedeutet trockenes, die liegende nasses Wetter. Bei wachsendem Monde pflanzt und säet man, was über der Eide Frucht bringt, bei abnehmendem, was durch Wurzeln unter der Erde nützt. Zur Zeit des Neumondes liefert das Zuchtvieh schlechte, bei Vollmond fruchtbare und gute Art. Klare Christnacht ist ein günstiges Vorzeichen einer guten Ernte, dunkle ein schlimmes. Vor dem Eintritt des Weihnachtsfestes muß alles geordnet sein, kein Gerät darf im Felde bleiben, alle Thüren müssen geschlossen sein, alles Ausgeliehene wird zurückgefordert. Die Mundart der Wenden ist eine Form des Plattdeutscheu, wie es mit manchen kleinen Verschiedenheiten in ganz Niedersachsen gesprochen wird. Gewisse Eigentümlichkeiten hat jeder größere oder kleinere Bezirk; ja das kundige und fein gewöhnte Ohr erkennt nicht selten die einzelne Ortschaft. Im hannoverschen Wendlande hat sich nicht nur in den Orts- nennen, sondern auch in manchen anderen Bezeichnungen noch ein Rest der alten slavischen Sprache erhalten, die vor 1—200 Jahren die herrschende gewesen zu sein scheint. Noch zu Anfang dieses Jahr- Hunderts soll es Bauern gegeben haben, welche wendisch sprachen. Ein „Vaterunser" ist vom Pastor Hennings in Wustrow, eine wendische „Beichte" (?) vom Magister Kaspar Wehling, dem ersten deutschen Prediger in Bülitz, aufbewahrt. Jeues lautet nach einem von Herrn Prof. Leskieu in Leipzig ein wenig geänderten Texte, und in normale Orthographie umgeschrieben, folgendermaßen: Nos hol'i väder, to täi jis vä nebes'eu, s'otü oärdäj tüji Unser heiliger Vater, der du bist im Himmel, heilig werde dein jaima ; tüji rik Jcomäj; tüja vül'a (mo sä) k'ün'ot kok vä Name; dein Reich komme; dein Wille (hat sich) zu vollenden wie im nebes'eu, tock kak no zemi; nosä visedänesnä sk'aibb doj nam Himmel, sowie ans Erden; unsere alltägliche Scheibe (Brot) gieb uns däns, un vütädoj nam nosi grech'y, kok mäi vütädojime nosim heute, und vergieb uns unsere Sünden, wie wir vergeben unseren gresnarem'. ni bringoj nos vä värsükbg (o~), täi losoj nos viit Sündigern; nicht bringe uns in Versuchung, du löse uns von visakog ch'eudag. jeglichem Bösen.
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