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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 451

1890 - Gotha : Behrend
Die norddeutschen Marschen. punkte des Ausflugs. Der nördliche Lühedeich von Steinkirchen bis zum Elbdeich und die Aussicht von dem flachen Dache der Seemanns- schule zu Grünendeich bieten Bilder, die nicht leicht wieder geboten werden. Namentlich der Blick von der Seemannsschule gehört zur Blütezeit mit zu den schönsten. Aus der einen Seite die hier schon sehr breite Elbe, auf der anderen, soweit das Auge reicht, der Blüten- schnee. Das Ange wird befangen von dem gleichmäßigen reinen Weiß, das sich namentlich, wenn die Blätter noch nicht entwickelt sind, über eine so weit ausgedehnte Fläche verbreitet. So einförmig an sich das Bild auch erscheinen mag, so überraschend und großartig wirkt es. Neben dem Obstbau steht aber auch Ackerbau und Viehzucht in voller Blüte. Weizen, Roggen, Hafer und Bohnen sind die Haupt- srüchte. In der dritten und teilweise in der zweiten Meile wird sehr viel Meerrettich gebaut, der in Hamburg guten Absatz findet. Die sorg- sältige Bearbeitung, welche der Boden sür den Bau dieses Gemüses er- fordert, kommt auch den nachfolgenden Früchten zu gute. Einen großen Bruchteil der Bevölkerung bilden die Schiffer, welche größtenteils auch, wie schon oben erwähnt, Handel treiben. An den Deichen der Este und Lühe und an der Elbe liegen hauptsächlich ihre Wohnungen. Während des Sommers und Herbstes sind sie meist aus- wärts, teils bringen sie die heimatlichen Produkte nach Hamburg, teils gehen sie mit dem Obste weiter. Erst zu Weihnachten pflegen sie zurückzukehren. Die Fischer liegen hauptsächlich in der Unterelbe dem Fange ob. Stör, Stint, Aal, Bntt u. s. w. bilden die Beute. Nament- lich Störe werden in der Unterelbe in großer Zahl gefangen. Nach ungefährer Schätzung wurden hier (aber auch von anderen Fischern) im Jahre 1883 an 8000, 1884 an 6000 Störe gefangen. Im Durch- schnitt wird der Rogener (Weibchen) mit 36 Mark, der Milchner (Männchen) mit 12 Mark bezahlt, da die Weibchen die Eier zum Elb- kaviar liefern. Nach gleichen Schätzungen liefert die Aalfischerei auf der Unterelbe etwa 150 000 kg, die Bnttfifcherei zwischen 70 000 bis 120 000 Stiege. Neben den Berufsfischern beschäftigen sich auch die Schiffer in der Ruhezeit mit dem Fischfang. Besondere Gewerbe kommen wie in allen Marschen nicht vor, nur der tägliche Bedarf wird geliefert. Ziegelfabrikation wird auch hier in größerer Ausdehnung getrieben. Die verschiedenen Erwerbszweige haben eine so dichte Bevölkerung geschaffen, wie sie sonst nicht wieder erreicht wird. Auf den 16 682 ha großen Areal wohnen 18062 Menschen, so daß auf 1 qkm 126 Be- wohner kommen. Am dichtesten ist die Bevölkerung in der zweiten und dritten Meile, wo namentlich die Schiffer seßhaft sind. Dennoch scheint es, daß die Bevölkerung eine größere Zunahme nicht mehr erreicht, da sie seit 1861 einen Rückgang erfahren hat, doch hat derselbe nur bis 1875 angedauert, seit dieser Zeit ist eine geringe Vermehrung nach- zuweisen. Die Ortschaften (nur Dörfer) ziehen sich längs der die Mitte des Landes durchziehenden Chausseen und den Deichen hin. Stellen- weise reihen sich die Gehöfte stundenlang aneinander, und die Ortschaften 29*
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