1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus der norddeutschen Tiefebene.
Karls V. An der Dessauer Elbbrücke zersprengte Wallenstein im Dienste
seines Kaisers Ferdinand Ii. in einem hitzigen Gefechte die Schaan des
Grafen Ernst von Mansseld (1626), und in demselben Kriege, am
20. Mai 1631, wurde die Festung Magdeburg, die, als ein fester Hort
des Protestantismus, unbekümmert um den Zorn des Kaisers und die
Reichsacht zuvor die Belageruug durch den Kurfürst Moritz von Sachsen
tapfer ausgehalten und von Wallenstein 28 Wochen lang vergeblich ein-
geschlossen worden war, durch den ligistischen Feldherrn Tilly erobert
und zerstört. Im siebenjährigen Kriege waren die Festungen Torgau
und Wittenberg, als der Schlüssel vou Sachseu, wiederholt der Gegen-
stand des Kampfes zwischen Friedrich dem Großen und seineu Gegnern,
und der Sieg bei Torgau im November 1760, hauptsächlich durch Zieten
gewonnen, ermöglichte es dem preußischen Heere, in Sachsen das Winter-
quartier zu nehmen. Auch in der zweiten Hälfte des Jahres 1813 war
die Gegend der mittleren Elbe noch einmal eine Stätte wichtiger kriege-
rifcher Entscheidungen. Bei Wartenburg wurde ein französisches Armee-
korps durch General Jork aus günstiger Stellung verdrängt und gänzlich
besiegt, und nach der Schlacht bei Leipzig wurde die Elbfestung Magde-
bürg, zuvor dem französischen Marschall Ney schimpflich übergeben und
an Napoleon abgetreten, den Händen der Franzosen ebenso wieder ent-
rissen wie Wittenberg und Torgau.
Unterhalb Magdeburg bildet die Elbe auf eine Strecke die Ost-
grenze der Altmark. Statt der schweren, schwarzen Erde, ans welcher
in der Magdeburger Börde der Boden besteht, herrscht wie auf dem
rechten Elbufer der Sand vor, der nur spärlich die Arbeit des Land-
Wirts lohnt. Bedächtig suchen sich die Gewässer zwischen den breiten,
flachen Hügeln und Rücken den Weg und schleichen träge durch die
Niederungen, iu denen gewuudeue Linien von Weiden-, Erlen- und
anderem Laubgebüsch ihreu Lauf bezeichnen. Darum fiud es nur kleine
Zuflüsse, die hier zur Elbe gelangen, wie die Ohre aus der sumpfigen
Niederuug des Dromling, und der Tanger, dessen Quellen in der
Letzlinger Heide liegen. Wie andere Seitengewässer der unteren Elbe
können sich auch diese nicht mit der Havel messen, dem größten Neben-
sluß der Elbe unterhalb Magdeburg, mit dem der Strom schon oberhalb
Tanger münde durch den Planeschen Kanal in Verbindung gesetzt ist.
Von Magdeburg an sind die Ufer der Elbe bis weit hinter die Ein-
mündnng der Havel ohne jede größere Niederlassung, und erst seit neuerer
Zeit ist der Strom auf dieser Strecke östlich von Stendal überbrückt,
um Berlin in noch unmittelbarere Bahnverbindung mit Hannover und
Köln zu bringen. Früher schon wurde bei Wittenberge, wo die Elbe
eine breite von 503 m hat, eine Brücke geschlagen, um Magdeburg und
Hamburg zu verbinden.
In dem letzten Abschnitt ihres Laufes, von der Havelmündung an,
geht die Elbe westnordwestlich in der Einsenknng weiter, die zwischen
den niedrigen Höhen der Lüneburger Heide und der mecklenburgischen
Seenplatte liegt. Aus beiden Hügellandschaften fließen ihr noch einige
unbedeutende Gewässer zu, die nur kleine Fahrzeuge zu trageu imstande