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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 466

1890 - Gotha : Behrend
466 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. geschaffen als eben dort, wo kein Liniengürtel die unnatürliche Bau- grenze zieht. Der so vielfach und mit allen möglichen Mitteln gehobene Verkehr hat der Stadt eine ganz neue Physiognomie verliehen. Die Hauptadern zeigen zu jeder Zeit des Tages und auch der Nacht eine ^Belebtheit, wie wir sie nur in Paris und London kennen. Da giebt es ein Tummeln, ein Rennen, ein Drängen, wie es in der alten Rivalin, der Kaiserstadt an der Donau, nur selten zu spüren ist. Es kaun keine Frage mehr sein, wir haben in dem neuen Berlin unsere wichtigste und vornehmste Stadt, die Hauptstadt für gauz Deutsch- laud anzuerkennen. Und da bietet sich denn auf gauz natürliche Weise wieder die schon oft aufgeworfene Frage dar: Hat Deutschland eine solche völkerwimmelnde Kapitale an der Spree, wie es häufig behauptet worden ist, allein dem Umstände zu Verdauken, daß dieser Fleck den Souveränen von Brandenburg und Preußen besonders gefiel, daß sie ihre Residenz und ihre Staatshaushaltung dahin zu verlegeu beliebten und auf diese Weise uach ihrem Gesallen eine Ansammlung vou Be- völkerung veraulaßten, die ohnedies und infolge eines Naturdranges dort gar uicht zu stände gekommen wäre? Auch in der Geschichte der Stadt Berlin läßt sich eine künstliche und willkürliche Einwirkung und Förderung ihres Wachstums vou seiten der Fürsten und des Staates nicht verkennen. Kolonisten und Bürger aus der Ferne wurden zur Ansiedlung eingeladen und herbeigeführt. Französische Hugeuotten zogen in Masse ein, sodaß zur Zeit des Großen Kurfürsten fast jeder Zehnte ein Franzose war. Auch die ganze Um- gegend Berlins und die von Haus aus schwach bevölkerten Landschaften der Mark wurden zu wiederholten Malen auf Anordnung von obenher mit Pflanzern besetzt, durch die Fürsorge der Fürsten wurden viele wüste Striche angebaut, und der Fleiß und die Industrie der Bewohner be- deckte deu dürftigen Boden mit einträglichen Ackerwirtschaften, die, von ihren Nachkommen in wachsender Menge immer dichter bevölkert, all- mählich das Rekrutierungsgebiet einer großen Stadt abzugeben ver- mochten. Man legte von Berlin aus künstliche Verkehrs- und Handels- straßen, sowohl Land- als Wasserwege, nach allen Richtungen an, grub und erneuerte Kanäle durch den Sand der Mark, führte Chausseen und Viadukte durch ihre Sümpfe und Wälder, fodaß der Ort nun am Ende, wenn er gar keine natürlichen Kanäle gehabt hätte, sich schon durch diese künstlichen Veranstaltungen sehr bequem mit Proviant, Waren, Schiffen, Meuschen, Kraft und Kapital versehen und seine Existenz und sein Wachstum sichern konnte. Man kann sagen, soviele Kurfürsten und Könige es in Brandenburg und Preußen gegeben hat, soviele Bau- meister hat die Stadt Berlin gehabt. Vom Großen Kurfürsten an sind die Paläste, Häuser und Institute, die jeder von ihnen hat gründen lassen, äußerst zahlreich. Jede große Epoche preußischer Geschichte haben sie durch klassische Denkmäler und Monumente dargestellt. Dieselben konzentrieren sich meist zwischen den majestätischen Plätzen und Palästen von der langen Brücke bis zu „den Linden", wo inmitten das Schloß
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