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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 474

1890 - Gotha : Behrend
474 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. von hölzernen Häusern begrenzt, welche ihre Rücken nach der Breiten- und Brüderstraße zu, ihre Giebel aber dahin wandten, wo jetzt das Schloß ihnen die Aussicht benimmt. Diese war damals frei und weit; denn von da ab, wo die Stechbahn nächst der Brüderstraße aufüngt, zog sich nur eine mäßig hohe Mauer von gebrannten Ziegelsteineu halbkreisförmig bis an die Spree. Es war eine Klostermauer; denn sie umschloß das ursprünglich dem Kloster der schwarzen Brüder in der Brüderstraße gehörige Gebiet. Aber sie schloß sich an die Festuugs- mauer der Stadt Kölln an, die sich gegen die Spree-Werder zu am Wasser hinzog, und deshalb war sie mit fortlaufenden Gängen, Schieß- scharten, Leitertreppen und einer hölzernen Überdachung versehen. Dergleichen Mauern sind in alten Städten selten von freundlichem Ansehen. Unrat und Unkraut häufen sich darum; die darunter ausbe- wahrten Feuergerätschaften, und was man sonst aus der Hand stellt, mögen sie vielleicht malerisch, aber nimmermehr freundlich machen. Der ganze große Raum dazwischen war wüst; denn die paar, unregel- mäßig zwischen Gestrüpp, Gras und Unkraut und zwischen Morast und Sandmüll, je nachdem die Witterung war, ausgerichteten Buden oder Holzhäuser dienten in ihrer Zerstreutheit und Kleinheit nur dazu, die Leere des großen Platzes noch mehr ins Licht zu stellen. Die Mauer war iu Verfall, wenigstens nicht so uuterhalteu, wie sonst gut verwaltete Städte in jenen Zeiten für ihre Festungswerke sorgten. Die dazu bestimmten Einnahmen mochten bei der Uneinigkeit der Städte verschleudert oder zu anderen Zwecken verbraucht worden sein. Die Ufer der Spree nach der Köllner Seite hin waren noch durch feine Meutern abgegrenzt. Das Pfahlwerk war morsch, einge- stürzt; das Erdreich, mit Weiden, Gestrüpp und Gras überwachsen, senkte sich ins Wasser. Doch fehlte es deshalb, weil wir den Platz wüst nennen, hier nicht "an Leben. Durch Kot, Sand und Gras schlängelten sich vielfache, stark betretene Wege. Nur hatte fein Wege- meister sie angelegt, fondern allein das Bedürfnis sie gebahnt. In der Mitte des heutigen, — nicht des damaligen Platzes, denn sie war näher der Häuserreihe als der Mauer — stand die Kirche der schwarzen Brüder, deren Kloster in der Brüderstraße gelegen war, die zweite Kirche der reichen Stadt Kölln. Wo aber eine Kirche stand, fehlte niemals Handel und Verkehr. Ein Markt darum machte sich von felbst; anfangs nur von den Gegenständen, fo zum Gottesdienst näher oder entfernter gehören, als Wachskerzen, Rosenkränze, Heiligen- bilder. Jeder lebhafte Handel mit einem bestimmten Gegenstande weckt aber zehn andere Gewerbszweige auf, und Buden mancherlei Art fanden sich auch hier aufgeschlagen, meist mit Dingen, die nicht unmittelbar die Zünfte angingen, noch dem Zunftzwange unterworfen waren. Hier hatte ein erster Apotheker seine Bude, ehe die Stadt seine Hantierung als eine nützliche und notwendige anerkannte, und ihm deshalb ein Privilegium im Innern der Stadt selbst erteilte. Krämer von auswärts legten, minder beaufsichtigt als auf den Märkten, ihre
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