1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus der norddeutschen Tiefebene.
lade und das Bett des Pferde- und Kuhhirtenjungen stehen, die auf
Leitern ihren Schlafplatz erklimmen müssen. Wo die Küche anfängt,
hört die Strohlage ans, und bis zum obersten Dachsparren ist ein
freier Raum. Hier hängen, dem beständigen Rauch ausgesetzt, die vielen
Schinken und langen Mettwürste, der Stolz der Bauernfrau, die Sehn-
facht der fechtenden Handwerksburschen. Neben der Küche vorbei führt
ein schmaler Gang zu eiuer kleinen Thür und durch diese in den Gras-
garten. Hinter der Küche, so daß man gewöhnlich durch diese erst
hineintreten kann, ist die Wohnstube des Bauern. Ein großer, braun
angestrichener Schrauk mit blauen Kanten und einem flammenden
Herzen in der Mitte, zieht zuerst den Blick auf sich. In den oberen
Fächern desselben steht die Milch, welche zum Abrahmen bestimmt ist,
in den unteren Abteilungen Brot, Käse und Tabak. Neben diesem
Schranke schuurrt in grünem Brettergehäuse die Schwarzwälder Uhr.
Der große Ofen, aus Backsteinen ausgemauert und so eingerichtet, daß
er vom Küchenherd mit geheizt wird, nimmt den letzten Platz an dieser
Seite des Zimmers ein und läßt kaum uoch sür einen aus Weiden
geflochtenen Lehnstuhl Raum. Dieser ist der Ehrenplatz des Hausvaters.
Der Thür gegenüber, an der andern langen Seite der Stube, sind zwei
größere Glassenster mit vielen kleinen Scheiben, die in den Grasgarten
gehen. Unter den Fenstern läuft eine lange Holzbank entlang, vor
welcher ein großer Tisch ans braungemaltem Tannenholze mit vielen
Schubladen steht. In einiger Entfernung von der Decke, so daß man
beqnem mit der Hand hinausreichen kann, läuft ein hölzernes Bort
durch den größten Teil des Zimmers; die verschiedensten Gegenstände
liegen darauf: eine Butterdose, eiu zerlefenes Gesangbuch, ein Strick-
strumpf, ein halbfertig geschnitzter Peitschenstiel n. dgl. Sonst sind im
Zimmer noch einige kleine Hängeschränke, einige hölzerne oder aus
Weideu geflochtene Stühle, ein Korb mit einer Gluckhenne, deren
Küchlein piepeud umherlaufen, die umhergestreuten Brotkrumen anfzu-
lesen. Die Wände sind hie und da mit einem bunten Bilderbogen, ge-
wöhnlich deu alten Fritz, oder Blücher zu Pserde, oder deu Großherzog
darstellend, beklebt; an der Thür ist ein Wandkalender angenagelt.
Über dem Tische hängen, in kleinen Lederösen befestigt, fo viel hölzerne
Löffel, als täglich Gäste am Tisch sind. Jeder, Knecht oder Magd,
hat feinen bestimmten Löffel, den er gewöhnlich selbst ausschnitzt.
Neben dieser Wohnstube befindet sich ein ähnliches, aber etwas kleineres
Zimmer, mit grün angestrichenen Betten und einigen großen Koffern,
die Leinenzeug und Kleider enthalten. Sonst gibt es noch einige
Vorratskammern für Wolle, Eier, Butter, Äpfel u. f. w.
Ein spitzig zulaufendes, vom Alter geschwärztes und mit Moos
bewachsenes Dach bildet, von außen gesehen, den Hauptteil des ganzen
Gebäudes. Oben an jedem Giebel laufen die beiden äußersten Giebel-
balken noch etwas darüber hinaus und find in Gestalt von Pferdehälsen
und Köpsen ausgeschnitten. Mit dem Wohnhause in gleicher Linie und
ebeuso gebaut, nur etwas kleiner, liegt ein Gebäude, welches den Stall
für 80 bis 40 Schafe, Ställe für Gänse, Hühner und die Koben sür