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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 494

1890 - Gotha : Behrend
494 Bilder aus der norddeutschen Tiefebene. lade und das Bett des Pferde- und Kuhhirtenjungen stehen, die auf Leitern ihren Schlafplatz erklimmen müssen. Wo die Küche anfängt, hört die Strohlage ans, und bis zum obersten Dachsparren ist ein freier Raum. Hier hängen, dem beständigen Rauch ausgesetzt, die vielen Schinken und langen Mettwürste, der Stolz der Bauernfrau, die Sehn- facht der fechtenden Handwerksburschen. Neben der Küche vorbei führt ein schmaler Gang zu eiuer kleinen Thür und durch diese in den Gras- garten. Hinter der Küche, so daß man gewöhnlich durch diese erst hineintreten kann, ist die Wohnstube des Bauern. Ein großer, braun angestrichener Schrauk mit blauen Kanten und einem flammenden Herzen in der Mitte, zieht zuerst den Blick auf sich. In den oberen Fächern desselben steht die Milch, welche zum Abrahmen bestimmt ist, in den unteren Abteilungen Brot, Käse und Tabak. Neben diesem Schranke schuurrt in grünem Brettergehäuse die Schwarzwälder Uhr. Der große Ofen, aus Backsteinen ausgemauert und so eingerichtet, daß er vom Küchenherd mit geheizt wird, nimmt den letzten Platz an dieser Seite des Zimmers ein und läßt kaum uoch sür einen aus Weiden geflochtenen Lehnstuhl Raum. Dieser ist der Ehrenplatz des Hausvaters. Der Thür gegenüber, an der andern langen Seite der Stube, sind zwei größere Glassenster mit vielen kleinen Scheiben, die in den Grasgarten gehen. Unter den Fenstern läuft eine lange Holzbank entlang, vor welcher ein großer Tisch ans braungemaltem Tannenholze mit vielen Schubladen steht. In einiger Entfernung von der Decke, so daß man beqnem mit der Hand hinausreichen kann, läuft ein hölzernes Bort durch den größten Teil des Zimmers; die verschiedensten Gegenstände liegen darauf: eine Butterdose, eiu zerlefenes Gesangbuch, ein Strick- strumpf, ein halbfertig geschnitzter Peitschenstiel n. dgl. Sonst sind im Zimmer noch einige kleine Hängeschränke, einige hölzerne oder aus Weideu geflochtene Stühle, ein Korb mit einer Gluckhenne, deren Küchlein piepeud umherlaufen, die umhergestreuten Brotkrumen anfzu- lesen. Die Wände sind hie und da mit einem bunten Bilderbogen, ge- wöhnlich deu alten Fritz, oder Blücher zu Pserde, oder deu Großherzog darstellend, beklebt; an der Thür ist ein Wandkalender angenagelt. Über dem Tische hängen, in kleinen Lederösen befestigt, fo viel hölzerne Löffel, als täglich Gäste am Tisch sind. Jeder, Knecht oder Magd, hat feinen bestimmten Löffel, den er gewöhnlich selbst ausschnitzt. Neben dieser Wohnstube befindet sich ein ähnliches, aber etwas kleineres Zimmer, mit grün angestrichenen Betten und einigen großen Koffern, die Leinenzeug und Kleider enthalten. Sonst gibt es noch einige Vorratskammern für Wolle, Eier, Butter, Äpfel u. f. w. Ein spitzig zulaufendes, vom Alter geschwärztes und mit Moos bewachsenes Dach bildet, von außen gesehen, den Hauptteil des ganzen Gebäudes. Oben an jedem Giebel laufen die beiden äußersten Giebel- balken noch etwas darüber hinaus und find in Gestalt von Pferdehälsen und Köpsen ausgeschnitten. Mit dem Wohnhause in gleicher Linie und ebeuso gebaut, nur etwas kleiner, liegt ein Gebäude, welches den Stall für 80 bis 40 Schafe, Ställe für Gänse, Hühner und die Koben sür
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