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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 499

1890 - Gotha : Behrend
Aus Mecklenburg. 499 Hilfe ihrer Großmagd eine lange geräucherte Mettwurst, an den beiden Enden mit zierlichen bunten Bandschleifen geschmückt, herbei, die unter dem Blasen der Musik in verschiedenen Windungen gleich einer Blu- mengnirlande an den beiden Gaffeln befestigt wird. Wie dick und lang diese Wurst, die jeder Hufner zu liefern verpflichtet ist, sein muß, ist durch altes Herkommen festgesetzt. In einigen Dörfern muß sie die richtige Länge von 4 m haben, in anderen bestimmte Pfunde wiegen. Der Wurst folgt ein großer geräucherter Schweinsschinken von ebenfalls vorher bestimmtem Gewicht, auch mit Bandwerk möglichst verziert, der an einer „Harke" befestigt wird, dann eine vorgeschriebene Zahl von Eiern, gewöhnlich vierzig bis fünfzig Stück, die in die mit Häcksel ge- füllte Kiepe gelegt werden, und einige Pfund Butter, die, in grüne Blätter gewickelt, in die andere Kiepe kommen. Sind alle diese Lebens- mittel, die jeder Bauernhof zum Fastelabend zu liefern verpflichtet ist, in Empfang genommen, wobei die Musikanten und Knechte mit warmem, süßem Kaffee und Semmeln bewirtet werden, so wird noch ein Ab- schiedstrnnk gemacht, und dann geht es nach dem nächsten Hofe, wo sich die Empfangnahme von Lebensmitteln und die Bewirtung in gleicher Weise wiederholt. So wird die Ruude durch das ganze Dorf gemacht, wobei zuletzt die Gaffelu und Harken so schwer von Würsten und Schinken werdeu, daß ihre starken Träger sie nur noch kaum hoch auf- recht in der Luft zu tragen vermögen. Alle gelieferten Lebensmittel werden in dem Festhause selbst gekocht und stehen an den Abenden zur freien Benutzung aller gebetenen und ungebetenen Gäste bereit. Jeder fechtende Handwerksbursche, der ein solches Fastelabendhans betritt, wird dasselbe nie zu verlassen brauchen, ohne mit Wurst, Schinken und gekochten Eiern hinlänglich gespeist und mit Branntwein und Bier ge- tränkt worden zu sein. Am Festabend selbst wird mit Einbruch der Dämmerung die große Hausdiele des Festhauses zum Tanzsalon verwandelt. Einige einfache Vorrichtungen genügen hierzu; ein halb Dutzend dünne Talglichter werden in die kleinen runden Stalllaternen, deren Scheiben aus dünn geschabten Horuplatten bestehen, gesteckt und diese an verschiedenen Balken und Sparren befestigt, dazu auf dem Tisch vor den Musikanten, der auf eine von Fässern und darauf gelegten Brettern gebildete kleine Tribüne gesetzt wird, noch einige Leuchter, dies ist das Ganze. Eine andere, ost sehr malerische Beleuchtung wird von dem allmächtigen Feuer auf dem Herde gebildet, der nur durch eine 1 m bis 1,5 m hohe Lehmwand von der Tanzdiele getrennt ist. Gar zu hell ist es ans dieser hohen Hausdiele, die bis an das Dach reicht, da die mecklen- burgischen Bauernhäuser stets nur eine Etage haben und man sast nie eine Treppe in denselben sehen wird, gerade nicht, und sehr feine Toilettekünsten würden wegen des dort herrschenden Halbdunkels keine Würdigung finden. » Von den Tänzen ist das sogenannte „Durchklappen" bemerkens- wert, wobei auf das Händeklatschen seitens des Vortänzers alle Tänzer- paare mehrfache, oft ziemlich schwierige Verschlingungen bilden. Am 32*
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