1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Breslau.
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mal schon 350000 kg verkauft. Im Südwesten stößt an den Ring
der Blücherplatz, welcher diesen Namen führt, seit sich hier ein von Ranch
gefertigtes ehernes Standbild des deutschen Nationalhelden erhebt. Früher,
als noch die Salzverkäufer hier in ihren Buden ihr Geschäft betrieben,
war der Platz unter dem Namen des Salzringes bekannt. Vor dem
Schweidnitzer° Thore liegt der Tauentzienplatz, auf welchem jenem
preußischen Helden, der einst im Jahre 1760 Breslau so mannhaft
gegen die Österreicher verteidigte, ein Marmordenkmal — zugleich sein
Grabmal — errichtet worden ist. Mit nur 1000 zuverlässigen Truppen
hat er in jenem Kriegsjahre nicht nur 9000 Kriegsgefangene zu über-
wachen, sondern auch 20000 Österreicher so lange in Schach zu halten
verstanden, bis Prinz Heinrich zum Ersatz herbeieilte. Unter den Gebäuden
der schönen Stadt sind außer dem ehrwürdigen Rathause besonders
hervorragend das königliche Schloß, die Universität, das Palais des
Fürstbischofs. Mehrere der 37 Kirchen der Stadt sind reich an
architektonischem Schmuck und haben teilweise ein hohes Alter anszu-
weisen.
Die schönste Zierde Breslaus sind seine Promenaden, die an Stelle
der früheren Festungswerke angelegt wurden und sast die ganze innere
Stadt umgeben. Durch den Stadtgraben, über welchen vielfach Brücken
geschlagen sind, werden sie in einen inneren und äußeren Gürtel zer-
legt. Wie anmutig wandelt man hier, wo ehemals die Geschütze von
den Wällen donnerten, im Schatten ansehnlicher Bäume, im Anschauen
freundlicher Gartenanlagen! Auf der breiten Wasserfläche aber zur
Seite der Baumwege wiegen sich die prächtigen Gestalten edler Schwäne,
die, unbekümmert um das Getümmel buntgesiederter Enten, die das
gleiche Element mit ihnen bewohnen, zutraulich nach dem Ufer kommen,
um die Bisfen zu erhaschen, welche ihnen von alt und jung gespendet
werden. Noch lebendiger als im Sommer ist es an und auf dem
Stadtgraben, wenn der Winter das stille Waffer in eine spiegelglatte
Eisfläche gewandelt hat und über diese die fröhliche Menge mit
beflügeltem Fuße dahineilt. Den Glanzpunkt der Promenaden bildet
die Liebichhöhe. Auf derselben bietet ein achteckiger Aussichtsturm, den
zwei Brüder erbauten und alsdann der Stadt überließen, einen prächtigen
Blick auf das turmreiche Breslau und die blauen Höhen des Gebirges.
Ein anderer hochgelegener Punkt der Promenaden ist die Ziegelbastion,
mit herlicher Aussicht auf den breiten Oderstrom, auf zwei schöne
gotisches Kirchen (Dom und Sandkirche), sowie auf die Residenz des
Fürstbischofs. Hier weilte gern Holtey, der bekannte Verfasser der
„Schlesischen Gedichte", und erinnerte sich der früheren Zeiten, in
denen das „schermante Brassel" und seine heutigen „Prumenaden" ein
ganz anderes Aussehen hatten.
„De Festung han se reene weggeschliffen,
Und Finken seifen, wn snst Kugeln fiffen.
Zengstrüm bliehn Blumen uf der ganzen Plane,
Und wu ma zieht, ist alles frisch und grien;
Im Walle schwimmen de schlohweißen Schwane,
Ma sit se mid a Wasserhiehndeln ziehn." —