Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 511

1890 - Gotha : Behrend
Land und Leute in Pommern. 511 1000 giebt, kleine Windmühlen aufgestellt. Diese pumpen das Wasser aus die Wiesen und bewässern sie, so daß auch iu dürrer Zeit das Vieh aus ihnen gute Nahrung findet. Solche Wiesen heißen Rieselwiesen. Ist aber ein Stück Laud zum Ackerbau wohl geeignet, dabei jedoch zu wasserreich, so legt man thönerne Röhren oft einige Meter tief in die Erde und leiet das darin abfließende Wasser in Grüben. Man nennt das Verfahren Drainiren, und man gewinnt dadurch reiches Ernteland. Westlich von der Oder sieht man meist fruchtbare Äcker, östlich ziehen sich köstliche Eichen- und Buchenwälder durch das Land; diese sind reich an Hirschen, Rehen und Hasen und auch wilden Schweinen, die sich oou den Eicheln mästen. Auch die zahmen Schweine treibt man in den Wald, weil die Eichelmast ein kerniges Fleisch und breiten Speck giebt. Die Ernte fällt in Pommern später als in der Mark und Schlesien. Deckt der Schnee Wald und Feld, so wird in den Wäldern viel Buchen- und Eichenholz gefällt, das teils in Pommern verbrannt, teils als Nutzholz weithin versendet wird. Aus den Seen und Flüssen sieht man im Sommer und Winter, Tag und Nacht, den emsigen Fischer Neunaugen, Makreeleu und Lachse fangen. Die erfteren werden eingemacht, die Lachse geräuchert. So lauge die Flüsse offen sind, sind sie von vielen Schiffen belebt, die, mit Getreide, Hülsenfrüchten, Wolle und Holz beladen, bis zu den Küsten fahren, wo große Seeschiffe ihnen die Lasten abnehmen und zur See in fremde Länder führen. Da die kleinen Schiffe auf einem Balken, den man Kiel nennt, gebaut sind, so fahren sie wohl auch auf dem Meere an der Küste entlang; aber bei großem Winde können sie die offene See nicht halten. Manche der kecksten Schiffer fahren dennoch wohl nach Bornholm oder Schweden hinüber und haben dann, wenn sie gesuud heimkommen, großen Gewinn erzielt. Der pommersche Landmann ist ein kräftiger Mensch, von breit- schnltriger, markiger Gestalt, einfach in seinem Wesen und freundlich gegen andere. Er trägt gewöhnlich einen blauen Rock und Kniehosen. Die ländlichen Wohnungen stehen in Dörfern beisammen, deren Äußeres nach dem Wohlstände verschieden ist. Am meisten fallen die Herrschaft- lichen Güter mit ihren großen Wirtschaftsgebäuden, den Brennerei- Schornsteinen, dem Herrnhause in die Augen; die kleinen Tagelöhner- Wohnungen stechen dagegen sehr ab. In Vorpommern fällt es unangenehm auf, daß der größere Grundbesitz den bäuerlichen immer mehr verschlungen hat. Bei der großen Leinwandfabrikation findet man an jedem Dorfe Bleichen. In der Bauernstube stehen Spinnräder und ein Webestuhl, denn Spinnen und Weben sind die Hauptbeschäftigungen der Frauen. Die Mägde müfsen eine gewisse Anzahl von Stücken spinnen, und wenn Einlieger zum Bauernhofe gehören, so liefern auch diese eine gewisse Anzahl von Stücken ab. Die Mahlzeit ist einfach. Im Sommer sieht man die ganze Bauernfamilie, Knecht und Magd inbegriffen, aus einer großen Schüssel Kartoffeln essen, die mit dem Löffel erst zum Munde gebracht werden, chnadem sie in einer daneben stehenden Schüssel voll Buttermilch oder
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer