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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 538

1890 - Gotha : Behrend
538 Bilder von der deutschen Küste. schäftigt sind. Alle Taue sind an einen Block befestigt, der gleichmäßig aufgezogen wird und beim Niederfallen den Pfahl in den Sand ein-- rammt. Der Leiter der Arbeit muß ein guter Sänger sein, der mit taktmäßigem Gesang die andern leitet. Die Lieder sind einfach, bei der Arbeit entstanden und meist plattdeutsch; sie haben trotz ihres gleich- gültigen Inhalts einen ernsten, fast melancholischen Klang. Hier ein Beispiel: „Wo (Je) hooger, dat hei geit, wo dieper, dat hei sleit; Hoog an de Steern, dat hett de Meister geern," Am Kopfende der Buhnen kann nur bei Ebbe gearbeitet werden; oft benutzt mau deshalb auch die Nachtzeit, und die Arbeiter stehen nicht selten bis an die Brust im Wasser. Auf die eingetriebenen Pfähle rammt man grünes Buschwerk, darauf wird Geröll gelegt und die Buhne durch schwere, oft 5 Centner wiegende Steinblöcke zum Abschluß gebracht. An ihr bricht sich die Welle und gleitet in Form eines Dreiecks ans Ufer; ein einziges Exemplar kostet 20 000 Mark. Unsere Regierung hat im Jahre 1880/81 zur Sicherung der deutschen Nordsee- inseln 300 000 Mark ausgeworfen. Das Watt ist der 2 bis 3 Meilen breite, seichte Meeresteil, dnrch den die Inseln vom Festlande getrennt werden. Über das Watt sind im Innern unseres Landes unklare Vorstellungen verbreitet. Die Etymo- logen bringen das Wort mit „Waten" in Verbindung. Thatsache ist, daß dasselbe bei jeder Flut schiffbar wird und bei jeder Ebbe trocken läuft. Dann erscheint es wie eine dunkle Fläche, die nur au den tiefsten Stellen, in den „Balgen", noch Wasser behält. Die Balgen bezeichnen bei noch nicht völlig eingetretenem Hochwasser das Fahrwasser der größeren Wattschiffe. Oft sind es die Fortsetzungen der kleinen natürlichen und künstlichen Gewässer des Festlandes, der „Tiefe", die zur Entwässerung dienen. Wo sie durch den Deich in den Körper des Watts eindringen, liegen am Norddeich die „Sielen". Denselben Namen tragen auch die um die Schleuse entstandenen Ortschaften, von denen man nach den Inseln abführt; vor Langeoog liegt Bensersiel, vor Spiekeroog Neuharlingersiel und vor Nordernei Hilgenriedersiel. Zwischen den beiden letzteren besteht zur Ebbezeit eine Verbindung über Land. Da, wo uoch vor einigen Stunden der Bremer Dampfer fuhr, kommt man alsdann trockenen Fußes durch. Früher fuhr hier auch die Post, und mancher Badegast ist so nach Nordernei gekommen; freilich kam es auch vor, daß die Passagiere sich bei früh eintretender Flnt auf die Wagensitze flüchten mußten, um trocken zu bleiben. Auch alle Bade- wagen siud auf diesem Wege nach der Insel gebracht. Wenn im Winter das Eis die Schiffahrt auf dem Watt nicht mehr zuläßt, geht auch jetzt noch eine Botenpost über Watt. Eine Wattreise zu Fuß oder zu Wagen ist nicht ohne Interesse; zur Sicherheit der Passanten ist in Hilgenriedsiel ein Wattführer angestellt, dem man sich ohne Gefahr an- vertrauen kann. Auch Juist und Baltrum werden gelegentlich zu Fuß erreicht. Leider hat das Watt schon oft betrogen und manches beklagens-
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