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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 539

1890 - Gotha : Behrend
Der Jnselkranz Ostfrieslands. 539 werte Opfer gefordert. So gingen vor einigen Jahren an einem Sonntagnachmittag zwei Knaben vom Dorf Westerbur anfs Watt zu den Muschelbänken, um Muscheln zu holen. Ein dichter Nebel über- raschte sie, sie verloren den Weg und trieben später als Leichen an den Strand der Insel. Ebenso schrecklich erging es einem jungen Steuer- mann, der am 23. Dezember 1866 von der Navigationsschule in Timmel nach Baltrum reiste, um bei seiner Schwester Weihnachten zu feiern. Ein Schiffer fuhr ihn hinüber und setzte ihn aus, als er nach seiner Meinung den Strand des heimatlichen Eilandes erreicht hatte. Aber er stand auf einer Sandplatte und mußte sehen, wie mit der Flut das Wasser bei ihm emporstieg. Er nahm ein Blatt aus seinem Notizbuch und meldete seinen Lieben sein tragisches Ende, dem er nicht entgehen konnte, wie ihm das Wasser bis an die Brust gekommen sei und er seine Seele Gott empfohlen habe. Er legte das Blatt in die Zigarren- kiste, in der er seinem Neffen hatte Geschenke überbringen wollen; die Flut warf sie au den Strand, die Leiche aber hat man nicht gefunden. Bei allen Inseln ist die Nordwestspitze der vorzugsweise ange- griffene Punkt, der zugleich auch die höchsten Dünen trägt und mit den stärksten Bastionen beschirmt ist. Der Nordwestwind erscheint über- Haupt bei allen Formationen und Vorkommnissen als der Hauptmacher. Alle Seegaten laufen ihm entsprechend in südöstlicher Richtung, indem sie von Norden einsetzen und dann nach Südosten umwenden. Auf dem Watt verästeln sie sich zu Balgen, in welchen die Flut zum Watt steigt und das Wasser beim Ebben wieder zum Meere zurückstießt; sie verlaufen auch sämtlich in südöstlicher Richtung. Von Nordwesten sind auch die Sturmfluten mit ihrer zerstörenden Gewalt gegen das Fest- land vorgedrungen, darum liegen die Hauptachsen der Zuidersee, des Dollart und der Jade nach Südosten, wie man bei niedrigem Wasser deutlich bemerken kann. Auch im kleinen läßt sich die Herrschaft des Nordwestwindes nachweisen; nicht nur der Dünenhalm nickt nach Süden, auch die Bäume, an denen die Inseln so arm sind — das 5 Stunden lange Juist hat deren nur zwei — gedeihen nur an der Südseite der Häuser und übersteigen nicht die Höhe des Daches; sobald sie frei wachsen, senken alle ihre Kronen nach Südosten, wie z. B. in den künstlichen Anpflanzungen auf Nordernei. Was nun schließlich den Menschen und seine Lebensverhältnisse auf den Inseln anbelangt, so finden wir hier wieder viel Ähnliches. Das Dorf steht überall auf der Südseite hinter dem schützenden Dünen- wall^ und zwar der Westspitze näher gerückt, weil hier hinter den stärksten Dünen Dorf und Kirchlein sicherer stehen und das Seegatt die Schiffahrt ermöglicht (viele Karten zeigen das Jnseldorf zu weit nach Osten). Auf Juist liegt es jetzt östlicher als einst, aber nur durch Katastrophen wurden die Bewohner von der Nordwestspitze, „Bill" ge- nannt, vertrieben. Noch jetzt findet man dort alte Bruuueu und Fensterblei, und nach den Aussagen der Insulaner soll die Sturmflut im Jahre 1825 den alten Kirchhof unter den Dünen aufgedeckt haben. In allen Häusern der Insulaner stndet man eine fast holländische
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