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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 542

1890 - Gotha : Behrend
542 Bilder von der deutschen Küste. Bewohner sich in dem geräuschvollen, vielseitigen Leben des Festlandes nicht zurechtfinden. Freilich fehlt hier auch die unvergleichliche Luft und der Eindruck einer gewaltigen Natur, die auch auf einfältige Gemüter wirkt. Die bekannteste unter allen Nordseeinseln ist Nordernei, wel- ches schon durch seine sorgsam gepflegten Baumpflanzungen ein von den übrigen Inseln abweichendes Äußeres hat und unter den deutschen Seebädern das glänzendste ist, indem es durch die Annehmlichkeit seiner Verbindung, durch die bequeme Landung, sowie durch seiuen Vorzug- lichen Komfort in jeder Weise jährlich gegen 11 000 Fremde anzieht, Ein neues Interesse hat es gewonnen durch die Einrichtung des größten Kinderhospizes an der Nordsee, dessen segensreiche Kolonie sich an der Seite des Dorfes ausbreitet und über 200 Kindern Raum gewährt. Unter den übrigen Gebäuden ragen hervor die dem Strande nahe- gelegenen Häuser der Bremer Baugefellfchaft, das Konversationshaus, das Strandetablissement, die Kirche, eingeweiht am 11. Jnni 1879 (dem Tage der goldenen Hochzeit Kaiser Wilhelms I. und seiner hohen Gemahlin), mehrere Hotels, sowie Villen in der Nähe des Strandes. Eine vielbesuchte Strandwirtschaft ist die sogen. „Giftbude", eine Bezeichnuug, die sich für ähnliche Einrichtungen auch auf den anderen Inseln eingeschlichen hat. Be- festigt ist die Insel nicht nur durch mehrere Buhnen, sondern außerdem durch eine sehr kostbare Schutzmauer; die Nordwestecke mit ihrer durch große Steinquadern bepauzerten Brust hat bereits schlimmen Stürmen getrotzt. Die schönste Aussicht über das Meer mit seiner unvergleichlichen Herr- lichkeit genießt der Fremde von der Georgs- und Marienhöhe. Die Bevölkerung, etwa 2000, des wie eiu schmuckes Städtchen ohne Wagen- geraffet — chaussierte Wege fehlen — sich ausnehmenden Dorfes liegt im Winter dem Schellfischfang ob, während sie im Sommer ganz durch die Fremden in Anspruch genommen wird. Borkum hat unter den ostfriesischen Inseln das zweitgrößte See- bad. Während die übrigen Inseln eine langgestreckte Form und somit nur westöstlich liegende Dünen haben, zeigt der Hauptteil Borkums, das Westland, eine ruudliche Form, so daß das^ Jnseldorf nach zwei Seiten hin von Dünen umzogen ist. Borkum genießt den Vorzug einer nicht durch Landwind berührten Seeluft und besitzt ein ausgedehntes Wiesenland, dessen herrliches Gras ganz an den dunklen Rasen Eng- lands erinnert. Die Sprache der Eingeborenen zeigt eine eigentümliche Nüaneierung des Plattdeutschen, namentlich ein durchaus englisches „W" im Anlaut. Ein Gang durch das Dorf bietet uns eine äußerst selt- same Erscheiuuug, wie wir sie im deutscheu Vaterlande nicht wieder finden: die Gärten sind statt mit Pfahlwerk mit den Rippen der größ- ten aller Meerungeheuer, der Walfische, eingefaßt; selbst Lauben finden wir aus diesem eigentümlichen Baumaterial, und bei Anwesenheit Ge- orgs V. auf Borkum waren die Reste der Ungetüme sogar zu einer stattlichen Ehrenpforte aufgetürmt. Der Anblick dieser seltsamen Stücke versetzt uns um ein Jahrhundert zurück, in welcher Zeit die Borkumer als kühn^ Walfischfänger die nordischen Meere aufsuchten, um dort
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