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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 543

1890 - Gotha : Behrend
Helgoland. 543 gleichsam immer neue Liebe zu ihrer heimatlichen Scholle zu ge- Winnen. Hering. 3. Helgoland. Grün ist das Land, rot ist der Strand, Weiß ist der Sand; das sind die Farben von Helgoland. So lautet der Spruch, welcher die Farben der Helgoländer Flaggen erklärt. Der Fremde, welcher im schaukelnden Nachen vom Dampf- schiffe, das ihn von Hamburg hergebracht, zum schmalen Vorland e am Fuße des Felsens fährt, liest diesen Spruch an dem Spiegel mancher vor Anker liegenden Boote, zwischen denen sein Fahrzeug hindurchgleitet. Wir landen, und die Gruppen der neugierigen Einwohner und Fremden umringen uns. Die frischen und blühenden Gesichter der Weiber und Mädchen verraten den belebenden Einfluß der Seeluft, und auf dem Antlitz der stämmigen, muskelkräftigen Männer hat mancher Sturm feine Spuren eingegraben. Als Typus der norddeutschen See- leute und Küstenbewohner erschien uus ein Mann, weniger durch seine Größe, denn er war nur von mittlerer Statur und noch dazu durch das Alter gebeugt, als vielmehr durch das fast in jugendlichem Feuer strahlende Auge, durch die Kraft seiner Bewegungen, welche mit dem schneeweißen Haupthaare und den tiefgefurchten, wettergebräunten Zügen, die von mehr als einem Seeroman Kunde gaben, in Widerspruch zu geraten schienen. Jens Petersen, von seinen Gefährten bezeichnend genug der alte Grau genannt, war eine Persönlichkeit, welche nnwlder- stehlich den Menschenkenner fesselt, und wir bedachten uns uicht einen Augenblick, ihn zum Führer bei unfern Streifwegen durch die Insel und auf dem Meere zu erwählen. Er kann als Muster gelten für diesen kleinen ostfriesischen Menschenstamm, der, auf so einem Felsen wie auf einem mitten im Meere versteinerten Schiffe lebend, in und auf dem Wasser alles sieht und findet, was zu seiner Existenz erforder- lich ist, bei welchem Piudars vielfach mißbrauchter Spruch: „das Vor- nehmste aber ist das Wasser", in jedem Momente des Daseins zur vollen und unmittelbarsten Wahrheit wird. Die Nächte nicht abge- rechnet, hat unser Grau mehr als zwei Drittel seines Lebens in offenem Boote auf dem Wasser verbracht; das Heulen des Sturmes, das Über- stürzen der gepeitschten Wogen hat keinen Einfluß mehr auf seine ge- stählten Nerven. Während wir dem raschen Alten mühsam folgend die fast 300 Stufen hohe Treppe zum Felsen hinansteigen, erzählt er von mancher Gewitternacht, manchem Schiffbruch; wir sehen ihn kämpfen mit den sich türmenden Wogen, um einem entmasteten, hülflos aus dem Wasser treibenden Fahrzeuge Rettung zu bringen. Mit Begeisterung erzählt er von den Glanzzeiten Helgolands während der Kontinental- sperre (wo die Franzosen allen Handel mit England verboten hatten und von Helgoland aus ein freilich einträglicher, aber sittenverderbender Schmuggelhaudel getrieben wurde), wo die' übermütigen Kaufmanns- diener die Fischerbuben nach Speziesthalern und Goldstücken tauchen ließen.
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