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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 557

1890 - Gotha : Behrend
Unsere beiden großen Seehandelsstädte. 557 brauchen wir nur um die Ecke und nach einer über das Fleet führen- den Brücke zu biegen, um uns nach wenigen Schritten in einer Welt der Abgeschiedenheit und Stille zu befinden. Schwerfallig ziehen hier die Schuten durch das oft tief beschattete Gewässer einher; langsam und sicher heben sich die Warenballen mittels Flaschenzüge oder Dampf- winden, oft bis zu einer Höhe von sechs oder sieben Stockwerken, empor. Hier und beim Ausladen der Waren aus den Schiffen im Hafen kann man eine Vorstellung von der ungeheuren Fülle und Mannigfaltigkeit des Hamburger Handels bekommen. Da sieht man Säcke mit Kaffee und bunte Kisten mit Thee; Ballen mit Baumwolle oder Wolle; Tabak in gewaltigen Fässern wie in Ballen, welche von Ochsenhäuten um- geben sind, oder in sonstigen Verpackungen; Wein-, Herings- und Pe- troleumsässer; getrocknete Fische, die Holzscheiten ähneln, und gesalzene Tierhäute; mächtige Blöcke verschiedener Holzarten und langgestreckte Eisenplatten. Diese und tausend andere Dinge in den vielseitigsten Arten und Verpackungen: Getreide und Zncker wie Südfrüchte und Gewürze, Spielsachen und landwirtschaftliche Maschinen wie Stein- kohlen und sonstige mineralische Stoffe, — sie kommen seewärts oder gehen übers Meer in die Ferne. Nord und Süd begegnen sich. „Was dem glühenden Strahl Afrikas Boden gebiert, was Arabien kocht, was der äußerste Norden bereitet/' das schüttet der Kaufmann hier auf den heimischen Strand. Die Glocke der alten St. Katharinenkirche schlägt ein Uhr. Bald strömt es von allen Seiten der Börse zu; ihre beiden großen Säle füllen sich mit Kaufleuten. Der Fremde, der bloß ein neugieriger Zu- schauer ist, wird auf die Galerie geführt und kann von hier aus die große Halle, die von Käufern und Verkäufern wimmelt, bequem über- sehen. Man sieht Tausende von Herren dicht gedrängt bei einander stehen, in eifrigem Gespräche begriffen. Die Mäkler, welche die Ge- schäfte zwischen Käufern und Verkäufern vermitteln, eilen rastlos da- zwischen hin und her, schreiben stehend ihre Schlußzettel, suchen hier zu schlichten, sind aller Aufträge gewärtig und haben für jede Frage eine Antwort, für jedes Bedürfnis ein Auskunftsmittel. Es ist ein anzie- hendes Bild, eine solche Börsenversammlung. Man hört keinen Ruf, kein schreiendes oder lautes Wort; aber ein eigentümliches Brausen von allen den vielen Stimmen dringt an das Ohr, als stände man an der Brandung des wogenden Meeres. Hier und da zieht eine Person un- sere besondere Aufmerksamkeit auf sich. Dort steht ein Schiffskapitän, der eben angekommen ist, mit noch etwas gespreizten Beinen, als ob das Festland dem unruhigen Weltmeere gleiche, den breiten Hut in die Augen gedrückt, vor seinem Reeder, einem jungen, elegant gekleideten Mann mit^ ernsten Zügen; neben diesem steht ein schon älterer Herr, offenbar sein Bruder; die Sonne tropischer Länder, in denen er sich viele Jahre in Geschäften seines Hauses aufgehalten, hat fein Gesicht gebräunt. Das sind Kaufleute, die Welt und Leben kennen! Ihr Blick schweift über den Ocean, wo sie Kontore besitzen wie in Hamburg, wo ihre Firma gekannt und geachtet ist, wie daherm. Bei solchen
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