1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Wilhelmshaven.
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Hammerschmiede wiegt 15 000 kg; die aus einem Eisenblock bestehende
Ambosnnterlage hat ein Gewicht von 300 000 kg.
Südlich von den bisher beschriebenen älteren Hafenbauten liegen
die neuen Hafenanlagen Wilhelmshavens. Wir beginnen mit
dem Bootshafen zwischen den beiden Einfahrten, welcher durch eiueu
breiten Kanal mit der Jade in Verbindung steht. An der Ostseite liegt
hart am Deiche ein hölzernes, auf Pfahlwerk erbautes Häuschen, in
welchem zwei Rettuugsböte stehen, die vermittelst einer schiefen Ebene
schnell zu Wasser gelassen werden können Wegen des schrägen Ufers
befinden sich daselbst mit Schienen versehene Ladebrücken, zum bequemeren
Ansladen der Schiffe dienend, die teils Backsteine von der Ems und
Butjadingen, teils nordisches Bauholz und schwedische Granitblöcke ab-
laden. Links vom Bootshafen folgt die zum Handelshafen führende
neue Hafeneinfahrt, eingefaßt von gewaltigen Molen. Das von
den letzteren eingeschlossene Becken kann für den Fall, daß ein im Ge-
fecht schwer beschädigtes Schiff die Docks der Werft nicht mehr erreichen
kann, in ein Notdock verwandelt werden. Zu diesem Zwecke wird es
dnrch sogenannte Pontons*) abgeschlossen und mittels Maschinen aus-
gepumpt, worauf das Schiff allmählich sinkt und endlich auf ausge-
mauertem Boden ruht, auf welchem es, gehörig gestützt, bequem aus-
gebessert werden kann.
Zwischen den Pontons befinden sich die Schleusen, mächtige, fast
ganz aus Eisen bestehende Doppelthore znm Verschluß des Hafens und
zum Schutz gegen den Andrang des Wassers. Zu beiden Seiten der
Thüren befinden sich in unterirdischen Gewölben Maschinen, welche, von
einigen Arbeitern in Bewegung gesetzt, die Thüren öffnen und schließen,
wenn ein Schiff dieselben passieren soll. In der Nähe des eigentlichen
Handelshafens stand während des Bans ein jetzt abgebrochenes hölzernes
Gebände mit großem Pumpwerk, von dessen zwei Maschinen während
des Hafenbaus bei Tag und Nacht abwechselnd eine thätig war, um das
Bassin vom Wasser möglichst freizuhalten, welches massenweise vom
alten Hafenkanal und von der Jade her durch deu Boden hereindrang.
Auf unterirdischem Wege wurde dasselbe in einem Strahle von 20 cm
Durchmesser iu den Hafenkanal geleitet; die Maschine entfernte auf
diese Weise in der Minute 5 cbm Wasser.
Mit der Eröffnung der zweiten Hafenein fa hrt in Wil Helms-
Häven (13. Nov. 1886) kam eine mehr als zehnjährige, mühevolle
Arbeit zum Abschluß, welche das Marineetablissement in Wilhelmshaven
nahezu zur Bollendung bringt. Nach der Marinedenkschrift oom 21.
April 1873 ist die zweite Hafeneinfahrt in Wilhelmshaven im wesent-
liehen nur die durch die Benutzung der Kriegsschiffe bedingte Erweiterung
*) Ein Ponton ist ein großer Wasserbehälter von etwa 14 m Höhe, 20 m
Länge und 5 m Tiefe, _ welcher, wenn er nur zum Teil gefüllt ist. noch einige
Meter über den Wasserspiegel hervorragt, während er bei ganzer Füllung unter-
sinkt. An beiden Zeiten befindet sich eine etwa 30 cm hervorstehende Kante von
4/a m Höhe, welche beim Versenken in eine Mauerrinne von gleicher Ausdehnung
faßt und so den Ponton trägt.