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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 587

1890 - Gotha : Behrend
Zwei ostpreußische Seestädte. 587 Löbenichtsche haben ihre eignen Gotteshäuser, ebenso wie die Brüdergemeinde, die Mennoniten und Jrwingianer. Die Juden erfreuen sich ihres Tempels in stiller Gegend der Vorstadt. Der Nenroßgürtner Bezirk fuhrt uns zum botanischen Garten der Universität, zum Museum der in- und ausländischen Tiere, zu Unterrichts- Krankenhäusern für angehende Ärzte und auf einer Wallhöhe, mit schöner Aussicht auf das Pregelthal, zu der berühmten königlichen Sternwarte, deren reiche Ausstattung zur Beobachtung des Sternen- Himmels Napoleon einst bewunderte. Auf sieben Chansseeen und durch sieben Thore Königsbergs kommen die Zufuhren vom Lande. Betrachten wir nun den starresten und auch wieder belebtesten Teil der Stadt, das Speicherviertel, der Speicherinsel Danzigs vergleichbar. Im Winter sieht man nur das Getreide von den Wagen der Landleute aufwinden und hört den seltsamen Gesang der Arbeiter, welche das Getreide umstechen. Im Frühlinge aber erwacht hier neues Leben; das erste Schiff, eine wahre Sommerschwalbe, wird mit Jubel begrüßt, ein zweites, eine ganze Reihe folgt. Last auf Last wird nun von den sogenannten Sackträgern in Säcken von den Speichern in die Schiffe und vou diesen in die Speicher getragen. Im Sonnenschein füllt der Weizen wie ein Goldregen herab. Frauen, oft zu Hunderten, zupfen den Hanf und Flachs zurecht, der zur Weiterseuduug in Ballen gebunden wird. Mit nahendem Sommer kommen die großen Fahrzeuge der Polen, mit Getreide, Lein, Hanf und Flachs beladen. Im Naturzustände gutmütiger Halbwilden lagern die Schiffsleute, hier Dschimken genannt, um backtrogähnliche Mulden und langen mit hölzernen Rundlöffeln nach ihrer Speise. In langen, bis zu Fuß reichenden grauen Röcken, am Sonntag mit bunten Gürteln gehalten, gehen sie, den Strohhut auf dem Kopfe, auf Bastschuheu langsam durch die Straßen, die Wunder der großen Stadt anstaunend. Es ist Markt. Der Pole bleibt nie lange ohne Fiedel, die plötzlich aus ihm einen ganz anderen Menschen macht. Wir sehen eine muntere Schar, voran den Fiedler; die Tänzer folgen, wie beflügelt, der einfachen, gleichförmigen Melodie mit seltner Behendigkeit ihrer Füße; plötzlich wird auch wohl ein Kreis geschlossen und eine Masurka zu großer Erlustigung der Zuschauer zum besteu gegeben. Zahlreich angelegte grüne Plätze geben gesunde Luft und Licht und gewähren Kindern einen heitren Aufenthalt. Außer den schönen Gebäuden der Universität und ihren Anstalten im Neuroßgärtner Bezirk siud die neue altstädtische Kirche, die Kunstakademie mit dem Denkmal des Ministers von Schön, das schöne Postgebäude, das Friedrichs-Kollegium Geschenke aus der milden Hand des Königs. Unter den von der Stadt aufgeführten Gebäuden nennen wir noch das Kneiphöffche Gymnasium und die Löbenichtsche höhere Bürgerschule. Die wichtigsten Ereignisse und Personen aus der Geschichte der Proviuz Preußen. Königsbergs insbesondere, sind dargestellt an den Thoren der Stadt, an dem Prachtgebäude der Universität und an dem
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