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1. Bd. 1, Abth. 1 - S. 210

1874 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
210 Zur physischen Geographie. überdeckt und seine flüssigstarren Massen über alle Niederungen hinweg bis gegen den Jura und selbst noch hoch auf dessen Rücken hinausgeschoben. Iv. Der Gletscher bewegt sich: die unwidersprechlichsten Zeugnisse beweisen es. Das, was von allem Starren das Starrste ist, hebt und dehnt sich, wie in eigner Kraft; es dringt, zu Hügeln und Bergen geschwollen, in meilen- langer Bahn über jedes Hinderniß hinweg, während es sich gleichwohl geschmeidig allen Verschlingungen der Felsenstraße fügt und selbst da, wo es durch Abstürze zerklüftet und auseinandergerissen wird, sich immer wieder- herzustellen strebt. Aber wie erklärt sich diese ganze räthselhafte Erscheinung? Gleitet der Eisberg, wie eine riesige Scholle, in die Thalschlünde, nachdem die Erdwärme ihn vom Boden gelöst? Drückt das Gewicht seiner Masse ihn über die Hänge und Flächen der Felsen hinab? Ist es eine organische Thätigkeit, gleichsam ein inneres Leben, welches ihn treibt? Diese und ähnliche Fragen wurden, seit Scheuchzers und Saussures Zeit, gestellt und vertheidigt, bestritten und verworfen, bis im zweiten Viertel unseres Jahr- Hunderts vornehmlich zwei Erklärungen zur Geltung kamen: die sogenannte Dilatationstheorie von Charpentier und Agassiz, und die Plastieitätstheorie von Rendu und Forbes. Indessen können diese Erklärungen selbst wiederum nur verständlich werden, wenn man sich zuvor die Entstehung des Gletschers deutlicher veranschaulicht. Denn aus der eigentümlichen Art der Bildung des Gletschers, und nur aus ihr, begreift sich eben die Bewegung des- selben. Die Niederschläge der eigentlichen Hochalpen bestehen vorherrschend aus Schnee. In ganzen Wolken niederstäubend, überdeckt er einförmig alle Rücken und Joche bis zu jährlichen Schichten von 30 Fuß, und was sich hier nicht zu lagern vermag, sammelt sich, von scharfen Windstößen gefegt, in den tiefeingesenkten Kesseln und Mulden des Kammes. Allein auch diese Abgründe füllen sich endlich, und die unaufhörlich fallenden Schneemassen müßten über ihnen ins Unermeßliche wachsen, wenn nicht die Natur selbst eine Schranke setzte.*) Dies geschieht zunächst durch die (bereits S. 200 erwähnte) Umwandlung des Hochschnees in Firn. Indem nämlich die oberen *) Tyndall hat berechnet, daß seit Beginn der christlichen Zeitrechnung in den Alpen 5580 Fuß Schnee gefallen sind; um so viel oder nicht viel weniger hätten also die Alpen in dieser Zeit erhöht werden müssen, wenn nicht der Anhäufung eine fast ebenso gleich- mäßige Abuahme entgegen wirkte.
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