1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die französische Mississippi-Gesellschaft. 27
Ein merkwürdiger Umstand, wie er sich kaum jemals in ähnlicher
Weise wiederholt hat, trug zum Gedeihen der von den Franzosen gegrün-
deten Kolonie Louisiana bei. Zwei Reisende, die vom französischen
Kanada aus nach dem Innern von Nordamerika vorgedrungen waren,
hatten noch bei Lebzeiten Ludwigs Xiv. den Mississippi entdeckt. Ihre
Schilderungen von der Üppigkeit und dem natürlichen Reichtum des Landes
regten zu weiteren Untersuchungen an, und Herr de la Salle erhielt Voll-
macht zur Erforschung und Besitznahme jener Gegenden. Derselbe gelangte
bis zur Mündung des Mississippis und gab dem Lande zu Ehren des Königs
den Namen Louisiana. Die ersten Niederlassungen hatten keinen rechten
Erfolg, auch die Unternehmungen des reichen Kaufmanns Crozat, welchem
1712 das Privilegium des ausschließlichen Handels dahin sowie das
Eigentumsrecht aller neuentdeckten Minen zuerteilt worden war, scheiterten.
Derselbe bot daher sein Privilegium dem durch sein rasches Emporkommen
ebenso bekannten wie durch seinen jähen Fall berüchtigten Schwindler
John Law an.
Letzterer hatte schon 17 Jahre früher dem schottischen Parlament die
Gründung einer großen Handelsgesellschaft mit ausgedehnten Befugnissen
vorgeschlagen. Der Antrag Crozats kam ihm deshalb sehr willkommen,
und er entwarf behufs Ausbeutung des Privilegiums den Plan zur
Gründung einer Aktiengesellschaft, welche mit dem für die damalige Zeit
gewiß sehr bedeutenden Kapital von 100 Millionen Livres arbeiten sollte.
Das mit großen Vorrechten ausgestattete Privilegium, mit welchem auch
das Recht des Alleinhandels mit kanadischen Biber- und andern Fellen
vereinigt wurde, verlieh der Gesellschaft das volle Eigentumsrecht über
alle in Louisiana entdeckten und noch zu entdeckenden Ländereien. Alle
daselbst vorhandenen Forts, Vorräte?c. wurden ihr überwiesen und ihr
dafür nur die Verpflichtung auferlegt, jährlich 6000 Europäer und
300 Neger einzuführen sowie für Geistliche und Kirchen zur Bekehrung
der Indianer zu sorgen.
Anfänglich fand das Unternehmen sehr laue Aufnahme. Die Erinnerung
an ähnliche fehlgeschlagene Versuche, die Art der Kapitalbeschaffung, das
Mißtrauen des Parlaments, alles stand einer raschen Beteiligung ent-
gegen. Es dauerte fast ein Jahr, ehe die 200 000 Aktien gezeichnet
waren. Mit dieser Unternehmung brachte Law jedoch nach und nach eine
Menge andrer Handelsspekulationen und großer Geldgeschäfte in Ver-
bindnng. Es gelang ihm, den gesamten indischen Handel Frankreichs in
den Händen einer einzigen Gesellschaft zu vereinigen, welche nun den
Namen „Indische Kompanie" annahm. Auf Kosten dieser Gesellschaft
wurden dann Ansiedelungen am Mississippi in großem Maßstab eingeleitet,
eine Menge Leute durch Anpreisung der Reichtümer des erworbenen Ge-
bietes zur Auswanderung verlockt und der französische Adel durch Ver-
leihung von Herzogtümern und Baronien bewogen, der überseeischen Kolonie