1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
52 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
wichtiger Platz zu sein schien, gründeten die Russen einen Ostrog oder ein
Fort, welches den Kern der später entstehenden Stadt bildete. Zu Anfang des
17. Jahrhunderts hatten sie den Jenissel erreicht; 1604 die Stadt Tomsk,
1619 Jenisseisk und 1627 Krasnojarsk gegründet. Das nächste Jahr
kamen sie an die Lena und traten in Berührung mit den Jakuten, nach
denen auch die neuerbaute Stadt Jakutsk benannt wurde. Von hier war
der Weg zum Stillen Meere nur noch ein unbedeutender; wenige Jahre
später, 1639, überstieg der Kosak Iwan Moswitin mit 20 Mann die
Wasserscheide zum Stillen Meere und gelangte nach einem mühevollen
Marsche durch die Ochotskischen Berge endlich an die Küste des Stillen
Meeres.
Ebeuso unverdrossen wie die Kosaken nach dem Osten vordrangen,
strebten sie auch den Küsten des Eismeeres zu. Schon 1610 war eine
Kosakenbande den Jenissei hinabgesahren bis zur Mündung, wenig später
geschah dies auf der Lena, sowie auch 1646 Kosaken die Kolyma hinab-
fuhren und an deren Münduug ein Fort bauten. Zwei Jahre danach um-
segelten sie das Tschuktschische Vorgebirge, drangen in die Beringsstraße
ein und gelangten bis zum Anadyr, wo sie einen Ostrog erbauten. Diese
kühnen Seefahrer hatten demnach die wichtige Entdeckung, daß die Alte
Welt von der Neuen durch Wasser geschieden sei, zuerst gemacht, aber die
Kunde davon ging verloren oder wurde wenigstens erst bekannt, als Bering
seine berühmte Fahrt schon vollendet hatte.
Auch nach dem Süden zu wandten sich die nimmer rastenden Kosaken.
Von Tomsk aus gingen sie nach dem Altaigebirge, gelangten weiter an den
Baikalsee und gründeten Jrkntsk. Schon waren einzelne unternehmende
Russen durch die Wüste Gobi bis zur großen Mauer von China und selbst
nach Peking gewandert, wo sie einen Verkehr der beiden großen Reiche ver-
mittelten, als einer der kühnsten Kosakenführer, Jerosei Chabarow, im Jahre
1649 an der Spitze von 100 Zobelfängern einen Zug unternahm, der ihn
von Jakutsk durch die Jablouoi-Berge ins Thalland des Amurs hinab-
führte, welchen er mit seiner schnell erbauten Flottille bis zur Mündung
beschiffte. Er brachte die ersten sicheren Nachrichten aus jeuen Gegenden
heim, wenn er auch nicht der erste Entdecker jenes Flusses war, da letzteren
schon fünf Jahre früher, 1644, Pojarkow von Jakutsk aus mit 130 Ko-
saken erreicht hatte.
So kam in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts das ganze unge-
heure Land Sibirien, mehr durch die Kunst der Überredung als dnrch Ge-
waltthat, unter russische Herrschast, bis 1698 auch Kamtschatka in Besitz
genommen und 1713 endlich die Kurilen zinsbar gemacht wurden.
Als Jermak seine Thaten vollbrachte, trieb auf der andern Erdhälfte
der Golddurst die Spanier immer weiter von Land zu Land, von Ent-