1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Entwickelung des ostindischen Verkehrs. 95
hob sich in nie geahnter Weise die heutige Hauptstadt der Präsidentschaft
von Madras, das prächtige Madras, welches bereits gegen Ende des
17. Jahrhunderts, als es wegen seiner blühenden Baumwollen-Industrie
einen Weltruf genoß, einschließlich seiner Umgebung eine Viertelmillion
Einwohner zählte.
Die unruhigen Zeiten der ersten englischen Revolution brachten auch
der Kompanie Störungen aller Art. Nachdem die Monarchie im Kampfe
mit dem Parlamente unterlegen und Oliver Cromwell als Protektor von
England den Platz des hingerichteten Königs Karl I. eingenommen, sah das
Ostindiahans seine Interessen den Holländern gegenüber nicht selten arg
gefährdet; eine Zeitlang schien sogar der Verfall der Kompanie unabwendbar.
Doch auch in dieser schlimmen Periode fehlte es nicht an Männern, welche den
Mut zeigten, dem Sturm der Zeiten zu trotzen und sich und ihr Schifflein zu
retten. Im Jahre 1649, dem ersten Jahre der Republik, wurde die an-
gebahnte Vereinigung mit der Gesellschaft Curteeus oder den Assadakauf-
lenten, wie sie von ihrer Niederlassung her hießen, zustandegebracht, und
im Jahre 1655 verschmolz man sich auch noch mit einer dritten Gesellschaft,
welche gleichfalls das Recht erworben, nach Indien Handel zu treiben.
Schon vier Jahre früher hatte man die Insel St. Helena, welche unter-
dessen von den Holländern aufgegeben worden war, in Besitz genommen.
— Nachdem der Handel nach dem Osten vier Jahre tatsächlich völlig frei
gewesen war, zeigte Cromwell der Ostindischen Kompanie sich geneigter,
indem er ihr 1657 einen Charter auf sieben Jahre verwilligte.
Das restaurierte Königtum erwies sich dem Ostindiahause äußerst gnä-
big; Karl Ii. verlieh demselben einen neuen Freibrief und bestätigte nicht
allein alle früher erlangten Privilegien in bezng auf Ausführung der Zivil-
und Kriminalgerichtsbarkeit sowie der Militärgewalt in den erworbenen
Gebieten, sondern bekleidete die Gesellschaft weiterhin mit der Befugnis,
Krieg zu führen und Frieden zu schließen mit jedem nichtchristlichen Poten-
taten im Bereiche ihrer auswärtigen Besitzungen, sowie jeden anzugreifen,
welcher sich innerhalb derselben unterfangen sollte, in Indien ohne Erlaub-
nis der Kompanie Handel zu treiben.
Die leitenden Persönlichkeiten des Ostindiahauses wußten die Gunst
der Verhältnisse wohl auszunutzen, und die Genossenschaft schien in dem-
selben Gradezn gedeihen, als die nichtbeteiligten Kaufleute immer mißgünstiger
dreinschauten. Schon unter Karl Ii. hießen die großen ostindischen Kauf-
Herren „Nabobs". Die Geschäfte des Ostindiahauses mußten naturgemäß
wachsen mit dem steigenden Bedarf an Gewürzen, feinen Geweben und
glänzenden Juwelen des Ostens. Der Thee, welcher im Jahre 1660 noch
als die größte Seltenheit aus Indien herumgereicht, augestaunt und kaum
mit den Lippen berührt wurde, bildete bereits acht Jahre später einen
regelmäßigen, immer gesuchteren Einfuhrartikel und wurde von Jahr zu Jahr
in steigender Menge verbraucht, so daß die Finanzverwaltung in ihm bald