1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Australische Tier- und Pflanzenwelt. 131
striche haben, dank der Rührigkeit der Kolonisten, des großen Reichtums
an Metallen und andrer nicht zu unterschätzender Vorteile wegen einen un-
geahnten Aufschwung genommen. Australien ist für die Produktion von
Schafwolle eines der wichtigsten Länder. Wo noch vor kurzem die Wild-
nis des Urwaldes über das Land ausgebreitet war, da erheben sich jetzt
blühende, gewerbreiche Städte; wo sonst der Fußpfad der Schwarzen durch
die Gebüsche zog, jagt jetzt das Dampfroß auf eisernen Schienen dahin; wo
der arme Eingeborene seinen schwachen Rindenkahn mit dem Speere fort-
ruderte, da zieht stolz das Dampfschiff seine Furche auf den schäumenden
Wogen, und wo ein bedauernswürdiges Volk im harten Kampfe ums Da-
sein untergeht, da gründet ein andres Menschengeschlecht mächtige und
sreie Staaten.
Die ganze Tier- und Pflanzenwelt ist eine von den übrigen Erdteilen
vollständig abweichende. Als größte Säugetiere finden sich das Känguruh,
der Wombat, der große fliegende Hund und der bösartige Dingo oder austra-
lische wilde Hund; ferner unter den Beuteltieren die merkwürdige Beutel-
ratte, welche ein Känguruh im kleinen ist, gleichfalls auf den beiden Hinter-
deinen hüpft, in hohlen Bäumen lebt und sich mit großer Geschwindigkeit
bewegt. Die Jagd auf dieses Tier macht vieles Vergnügen. Merkwürdiger
noch, ja wohl das merkwürdigste Tier der Schöpfung, ist das Schnabeltier.
Es vereinigt die Eigenschaften eines vierfüßigen Tieres mit denen eines
Vogels und eines Fisches. Seine Schnauze gleicht vollkommen einem
Entenschnabel und an den Füßen hat es Schwimmhäute. Unter die merk-
würdigsten Vögel Australiens gehört der Emu oder Kasuar, der schwarze
Schwan und der prachtvolle Leierschwanz. Eigentümlich, wie der ganze
australische Kontinent, ist auch seine Pflanzendecke. Im großen Ganzen
läßt sie sich mit der Südafrikas vergleichen, ohne doch mit ihr zusammen-
zufallen. Zunächst erblicken wir in außerordentlicher Verbreitung die Akazie
und die von den Kolonisten „Gummibaum" genannte Eukalypte. Das
europäische Auge betrachtet letztere nur mit Verwunderung, wenn die Zeit
eintritt, wo sich die alte Rinde von dem Stamme trennt, ein Vorgang,
der mit dem Mausern der Vögel verglichen werden kann. Die alsdann
zum Vorschein kommenden hellgefärbten inneren Schichten der Rinde geben *
den Stämmen ein sonderbar scheckiges Aussehen. Sie schwitzen das reinste
Gummi und zwar in großer Menge aus und locken papageienartige Vögel
herbei, die mit ihrer büschelförmig zerteilten fleischigen Zunge den süß
schmeckenden Saft ablecken.
Wo der Boden Feuchtigkeit genug besitzt, da erreichen die Gummi-
bäume so riesige Formen, daß sie geradezu an die Spitze aller Pflanzen-
riesen zu stehen kommen. Man hat mit Recht die kalifornischen Mammut-
bäume (Sequoia) bewundert; hier aber übertreffen Eukalypten alles Denk-
bare. Es sagt alles, wenn man hört, daß einzelne Arten eine Höhe von
150 na erreichen. Höchst überraschend unter solchen Verhältnissen ist das
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