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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 174

1900 - Leipzig : Spamer
174 Die ozeanische Inselwelt. Erntegeschäft und bereitet die Speisen ihres strengen Gebieters, der, außer dem Kriege, in beständigem Nichtsthun die Zeit verlebt. Stirbt er, so wird sie erdrosselt. Sie legt sich selbst den Strick um den Hals und be- reitet sich auf ihr Schicksal vor, das von einigen Männern an ihr voll- zogen wird, indem einer derselben die Hand auf ihr Haupt legt und sie festhält, während die andern am Stricke ziehen, bis der Tod erfolgt. Die alten Eltern werden lebendig begraben, und dies bisweilen sogar aus ihr Verlangen. Man gräbt eine Grube, setzt sie hinein und überschüttet sie mit Erde, welche von den eignen Verwandten festgetreten wird. Zwischen Haufen von Pflanzen und Nahrungsmitteln schenkt man den Häuptlingen öfters junge Mädchen zum Schlachten und Braten; ja zu- weilen werden dem lebenden Opfer die Gliedmaßen abgeschnitten und vor seinen Augen gekocht, worauf es sie mit verzehren muß. Welcher Unter- schied zwischen den liebenswürdigen Kindern der Natur auf den Karolinen und diesen Kannibalen! Und dies ist bei einem körperlich wie geistig aus- gezeichnetem Volke möglich! Im Jahre 1838 begannen englische Missionäre ihre Wirksamkeit auf diesen Inseln, doch war die Zahl der Bekehrten so gering, daß sie 1847 das Feld ihrer Thätigkeit entmutigt verließen; alle Eingeborenen bekennen sich jetzt zum Christentum. Im Jahre 1854 trat Thakombau, der mächtige König von Mban, zur neuen Lehre über und trug England, vor- läufig vergeblich, das Protektorat über die Fidschi-Jnseln an. Am 5. Juni 1871 wurde nun unter Kanonenschüssen ein konstitutionelles Königreich der Fidschi-Jnseln proklamiert, mit König Thakombau I. an der Spitze. Zum Sitz der Regierung wurde Levuka bestimmt. Seit dem Jahre 1873 be- sitzen die Deutschen dort ein Konsulat. Aber schon am 30. September 1874 mußte das Königreich aufgelöst und zur Sicherung europäischer Interessen die Inseln für eine englische Kolonie mit einer der australischen ähnlichen Verfassung erklärt werden. In dieser Vorsicht haben die Engländer die Verfassung der alten Fidschier im großen Ganzen beibehalten. Jährlich findet eine Versammlung aller Häuptlinge oder Vei Bose statt, welche der Reihe nach bei allen vornehmsten Häuptlingen, den Roko Tni, die Runde macht. Diese Versammlungen gestalten sich, wie in alter Zeit, immer zu großen Festen, bei denen der Gastgeber eine wahrhast verschwenderische Freigebigkeit entfaltet. Der Archipel zerfällt in 10 Provinzen, deren jede ein Roko Tui vor- steht. Dieser verwaltet mit dem Bose Vaka Nasana, einem Rate, zusammen- gesetzt aus den Häuptlingen der Distrikte, den Bnlis, alle Angelegenheiten der Provinz, namentlich liegt ihm die richtige Verteilung der Steuern für jeden Distrikt ob. In den Distrikten steht den Bnlis die Bose ni Tikina, eine Ver- sammlnng der Dorsvorsteher, zur Seite, in welcher die auf den Distrikt fallende Abgabe unter die Ortschaften verteilt wird. In dem Dorfe endlich, wo der Vorsteher den Vorsitz führt, wird jedem Familienvater sein Anteil zugemessen.
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