1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
192 Die Erschließung des schwarzen Erdteils.
wenige Meilen vom Strande des Ozeans beginnend. Im äußersten Nord-
osten nur wies ein Eckchen einige binnenländische Einzelheiten — das uralte
Kulturland Ägypten, welches Nachrichten des übrigen Afrikas uns hinter-
lassen hatte, die gleichwohl erst, nachdem wir selbst von neuem entdeckt, als
mehr denn fabelhafte Erzählungen sich herausstellten.
Lange bevor die Epoche uusrer neueren Kontinentalentdeckungen an-
brach, wurden bereits Vermutungen über die Binnengestaltung der großen
Landmasse angestellt, welche den Europäern aus der Seefahrt nach Indien
und China so hinderlich im Wege lag. Ihre Ausdehnung allein ließ auf
ansehnliche Erhebung ihres Innern schließen, mehr noch die großen
Ströme, deren Mündungen man kannte. Busson war der erste, welcher
den Gedanken einer gebirgigen Natur dieses Kontinents aussprach. Er
füllte ihn jedoch mit Kettengebirgen, deren. Richtung und Höhe er sogar
vermutungsweise zu bestimmen suchte. Laeepede korrigierte diese Ansicht
bereits dahin, daß er dem zentralen Afrika den Bau eines mächtigen, von
Gebirgen umrandeten und durch die abfließenden Gewässer in verschiedene
Gebirgssysteme zerschnittenen Hochplateaus zuwies. Lacepedes Anschauung
wurde wieder vou uuserm bewährten Landsmann Karl Ritter teilweise
angenommen, doch auch teilweise modifiziert. Er schrieb ganz Afrika einen
terrassenförmigen Aufbau zu, eine stufenweise Erhebung bis zu einem
zentralen Hochplateau, auf welchem keine Flüsse, wohl aber bedeutende
Seen liegen würden. Denn, so schloß er, alle aus Afrika kommenden
Gewässer, Nil, Niger, Kongo, Sambesi u. s. w., sind doch bloße Flüßchen
im Vergleiche zu den ungeheueren Wassermassen, welche von den Steppen
Hochasiens herniederkommen, aus nicht größeren Entfernungen als jene
der afrikanischen Küsten von dem kontinentalen Zentrum. Es muß demnach
in Hochasrika beträchtliche Seen geben, welche die Gewässer der tropischen
Regengüsse sammeln und verdunsten.
Die Entdeckung des Seengebietes im äquatorialen Afrika, welche wir
mit Recht als einen der großartigsten geographischen Erfolge uusrer Tage
feiern, hat diese Vermutung Ritters aus das glänzendste bestätigt.
Nach den neuesten Untersuchungen fließt der Nil aus dem großen
Ukerewe-See heraus, welcher in seinem nördlichsten Teile, sowie sein
westlichster Nachbar, der Mwutan- oder Luta-Nzige-See, vom Äquator
durchschnitten wird. Der Ukerewe-See, den am 30. Juni 1858 der englische
Kapitän John Hanning Speke entdeckte und schon damals für den Haupt-
quellsee des Nils hielt, nannte der Entdecker nach der üblichen Unsitte
seiner Landsleute, die Landkarten mit den Namen Albert und Viktoria zu
füllen, statt den guten einheimischen Namen fortzuführen, Viktoria
Njansa (Njansa = See), eine Bezeichnung, die jetzt glücklicherweise von
allen guten Karten verbannt ist. Grant, Burton und andre haben den
See ohne besondere Ersolge besucht. Erst Stanley blieb es vorbehalten,
die Spekeschen Angaben vollauf zu bestätigen, indem er in 80 Tagen eine