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1. Bilder aus Amerika - S. 18

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 18 — Wählerisch ist dieses Volk des hohen Nordens in Bezug ans seine Speisekarte nicht ; es ißt alles, was die Jagd liefert. Dem Fremdling aber graut vor Eskimogerichten, als da siuln geronnenes Blut, Seehunds- eingeweide, Fisch und — als Getränk — Thran. Von Pflanzenstoffen werden fast nur Moosbeeren genossen, unter den Eiern bevorzugt man die bebrüteten. Tie meisten Speisen werden roh vertilgt — sur den gesitteten Europäer ein greulicher Gedanke; zuweilen kocht und brat man auch, Mehl und Zucker verwendend, wenn sie vorhanden sind. Gegen Salz aber hegen die Eskimos eine gewisse Abneigung. Die Bekehrung des gutmütigen, munteren, dem Trunk und Hader abgeneigten Völkchens erfolgte zu Anfang vorigen Jahrhunderts durch den verdienstvollen norwegischen Prediger Hans Egede. Mancherlei nützliche Kenntnisse sind gegenwärtig unter den in der Nähe der europäischen Ansiedelungen wohnenden Eskimos heimisch; sie alle können z. B. lesen und schreiben. Seit sie in geordneten bürgerlichen Einrichtungen leben, hat auch ihr Dasein mehr Sicherheit gewonnen, indem sie ihre Nahrung setzt leichter gewinnen. — Durch schwimmende Eisberge dampft der „Albatros" endlich weiter bis zu dem 50 Meilen nördlich von Upernivik liegenden Hafen von Tessuisak. Ein einziges Hans, das nördlichste der Welt, steht hier am Gestade. Ein großer Walsischfänger liegt vor Anker, besetzt von einer wortkargen, düsteren, in Felle gekleideten Mannschaft. Hier wird nns zum ersten Male Gelegenheit geboten, einen grön- ländischen Hundeschlitten zu betrachten. Er ist eben gur Abreise fertig geworden. Das leichte Fuhrwerk besteht aus 2 hölzernen Kufen, die an der Nuterseite mit Walfischknochen belegt sind; vor dein Gebrauche be- spritzt sie der Eskimo mit Wasser. Querhölzer mit Riemen halten die Knsen zusammen. Die Hnnde sind unansehnlich und nicht groß; in der Bildung des Kopfes ähneln sie nnferm Spitz; ihre Ohren stehen aufrecht, der Schweif ist buschig. Die Kälte hat einen äußerst ungünstigen Ein- fluß ans den grönländischen Hund ausgeübt; er ist so wenig gelehrig, daß er nicht mehr zur Jagd abgerichtet werden kann, das Bellen hat er völlig verlernt, er stößt nur ein jämmerliches, langgedehntes, mibe- schreibliches Geheul aus. Jeder Hund zieht an einem besonderen, lederuen Strange, der im Notfalle sosort losgemacht werden kann; der vorderste, der Leithund, ist 6 — 8 Meter vom Schlitten entfernt. Das ganze Gefpanu breitet sich fächerartig aus, sodaß der Führer den Mittel- punkt bildet. Jetzt sitzt der Eskimo fest, und auf seinen Zuruf geht die wilde Jagd los. Die Lenkung erfolgt dnrch Rufen und — wenn dies nicht genügt durch empfindliche Hiebe mit der Peitsche, die aus eineni etwa 75 cm langen Stiele und einer 4—6 m langen Lederschuur besteht. Der Eskimo gebraucht sie mit großer Geschicklichkeit und furchtbarer Kraft; mit nie fehlender Sicherheit trifft er den ungehorsamen Köter, und so groß ist die Gewalt des Hiebes, daß er dem Unfolgsamen nicht selten ein Ohr abhaut. Bald ist das Gefährt in sausendem Dahinjagen entschwunden.
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