Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus Amerika - S. 26

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 26 — anderen Dinge ein. Die Büchsen mit eingemachten Speisen z. B. würden vortreffliche Geschosse für Kanonen abgeben. Alle Eßwaren sind zu lächerlich aussehenden festen Körpern von den verschiedensten Formen ge- worden, sodaß wir Mühe haben, mit ihnen umzugehen und sie wie vordem zu verwenden. Die getrockneten Äpfel sind zu einer festen Masse voll zusammengedrängter Ecken und Winkel geworden, ebenso getrocknete Pfirsiche. Es ist unmöglich, sie aus dein Fasse herauszubekommen; wir müssen den Behälter sowohl wie die Früchte mit Schlägen einer schweren Axt müh- sam auseinander hauen und am Feuer anstauen. Sauerkraut sieht aus wie Talkschiefer und wird mittelst eines Brecheisens mit eiselierter Schneide in einzelnen Platten unter großer Mühe losgebrochen. Ter Zucker ist zu einem höchst drolligen Gemengsel geworden; er muß mit der Säge losgearbeitet werden. Butter und Schweineschmalz erleiden weniger Ver- änderung, müssen aber doch mit Meißel und Schlägel behandelt werden; ihr Bruch ist eigentümlich muschelig. Schweine- und Ochsenfleisch sehen mosaikartig aus und gleichen in der Gestalt versteinerten Eingeweiden; Brecheisen und Hebebaum sind erforderlich, es in kleinere Stücke zu zer- legen. Ter Klumpen Lampenöl, der ans den Faßdauben losgelöst wurde, sieht aus wie eine Walze aus gelbem Sandstein, bestimmt, den Kiesweg glatt zu walzen. Eis zum Nachtisch ist in allen Formen und Arten zu haben; einige Moosbeeren werden mit Zncker bestreut, mit etwas Butter und siedendem Wasser vermischt, und schnell ist wohlschmeckendes Beeren- eis fertig. Mit einem Stück cylinderförmigen Polareises können wir einen starken Ochsen niederschlagen, so fest ist es. Wehe depi, der sich von der Durchsichtigkeit eines Eiszapfens verleiten läßt, ihn durchbeißen zu wollen! Die Stücke frieren nnmeidbar an Zunge und Lippen an und nehmen beim gewaltsamen Ablösen Hautstücke mit. Der November ist herangekommen, die Sonne geht zum letzten Male für uns unter, die drei Monate lange Polarnacht tritt ein. Sie hat etwas ungemein Unheimliches für des Menschen Gemüt; in ewigem, reiz- losem Einerlei schleicht die Zeit träge dahin, und wie düstere Schatten legt es sich dabei auf die Seele. Tot, in schauerlicher Öde liegt die in Schnee und Eis begrabene Gegend. Verhallt ist das Fließen und Rauschen, das Plätschern und Tosen der Bäche und Flüsse, verstummt siud die Stimmen der Vögel, verkluugeu ist das dumpfe Brüllen des Walrofses, das heisere Bellen des Fuchses. Die Brandung der Wogen rauscht uicht mehr schwellend und sterbend im ewig wechselvollen Spiel; erstarrt hängt der Wasserfall an der eisigen Felswand, alles Pflanzenleben scheint aus immer unter dem Schnee vergraben, für alle Zeit vernichtet zu sein. Kein Sonnenblick färbt die Eiskoloffe mit magischem Lichte, kein Widerschein des lebenspendenden Gestirns schimmert goldig auf deu Wassern. Ge- stalten und Farben sind schaurig verdüstert, eiu riesiges Leichentuch verhüllt alles, so weit unser Auge schweift. Eisig liegt die Wiuternacht darüber; die Sterne senden, lebhast zitternd wie vor den Einwirkungen des er- tötenden Frostes, ihr bleiches, kaltes Licht hernieder; gespensterbleich leuchten
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer