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1. Bilder aus Amerika - S. 54

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 54 — umgeben, friedlich im Schatten alter Bäume ruhend, reden sie eindring- licher von dem Schicksal unserer Nation in diesem Lande, als es Worte vermögen. Die Tage der französischen Bevölkerung Canadas sind gezahlt — sie wird sich auflösen, wird untergehen in dem großen Strome des alles verschlingenden englischen Wesens!" So klagt der bewegliche alte Herr in der lebhasten Art seines Volkes, und je aufmerksamer wir beobachten, desto mehr erkennen wir, daß er Grund zur Trauer hat. Was hilft's, daß die Franzosen Canadas ängstlich bemüht sind, ihre vornehmen Gesellschaftskreise zu erhalten, daß sie sich gefliffeutlich gegen die Engländer abschließen, feste Vereinigungen bilden, eigene Gesellschaften, Clubs, Kirchen, Schulen, Zeitungen, Univer- fitäten gründen und mit schweren Kosten erhalten, daß sie ihre eigenen Concerte und Theater, ja, ihre eigenen Karnevalsfestlichkeiten haben? Sie spielen trotzdem heute schon eine ziemlich untergeordnete Rolle im öffentlichen Leben wie in Verkehr und Erwerb. Längst sind sie von den Engländern im geschäftlichen Treiben zurückgedrängt worden; sie können der unaufhaltsam andringenden Flut angelsächsischen Wesens nicht wider- stehen und werdeu endlich darin untergehen. Am längsten werden sie sich in ihrer Selbstständigkeit als Volk noch in den ländlichen Bezirken erhalten, wo sie seit Jahrhunderten in Dorfschaften und aus einzelnen Farmen hausen. Winterleben in Canada! Es zeigt uns eine Fülle des Neuen und Eigenartigen. Im November beginnen die Flüsse und Kanäle, sich mit einer Eisdecke zu überziehen, und so sest bant sie der Winterfrost, daß sie bis in den März hinein dauert. Die ganze Gegend ist mit tiefem Schnee bedeckt, frisch pfeift der Wind darüber hin. Doch die rüstige Stadtbevölkerung dieses Landes scheut die rauhe Jahreszeit nicht, sie freut sich im Gegenteil darauf, denn der Winter bringt hier eine Fülle eigen- artiger Freuden. Die Clubs, welche das Schlittenfahren, das Laufen anf Schlittschuhen und die Ausflüge auf Schneeschuhen pflegen, treteu jetzt in Thätigkeit; sie entfalten eine Lust und einen Eifer, die alles fortreißen und der lebhaftesten Teilnahme der ganzen Bevölkerung sicher sind. Ein wunderbar klarer Wintertag liegt über der Gegend. Da zieht ein Schneeschuhclub zu gemeinschaftlichen! Ausfluge hiuaus. Eiu fesselnder Anblick, diese kräftigen, frischen Gestalten in ihrer höchst eigentümlichen Tracht! Die Herren tragen lange, weiße Flanellröcke mit grellfarbigen Streifen und ebenso auffallendem Besatz; die kurzen, enganschließenden Beinkleider stecken in Gamaschen von gleicher Farbe und mit gleichem Ausputz und in indianischen Ledermocassins. Aus den Köpfen sitzen gestrickte Zipfelmützen, wollene Schärpen sind um deu Leib gebunden. Ganz ähnlich sind die Damen gekleidet, nur tragen sie noch Flanellröckchen, die bis über die Kniee reichen. An den Füßen sind die nach indianischem Vorbild hergestellten Schneeschuhe befestigt, in ihrer Form etwa den Netz- schlägern vergleichbar, die unsere deutsche Jugend beim Ballspiel verwendet. Die Länge dieser Schuhe beträgt etwa 90 cm, die Breite ungefähr
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