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1. Bilder aus Amerika - S. 57

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 57 — Wasserstürze des St. Lorenz- und Ottowaslusses umgangen worden, ebenso die weltbekannten Fälle des Niagara. So empfängt die Stadt, die gegen- wärtig 217009 Einwohner zählt, die Naturerzeugnisse des Westens von den am weitesten nach Abend hin gelegenen canadischen Seen ebenso, wie von den entferntesten Gegenden an den Nebenflüssen des Lorenzstromes direkt. Wollen wir weiter nach Westen hin vordringen, so bedienen wir uns nunmehr der canadischen Pacisicbahn. Früher gehörte ein großer Teil des ungeheuer weiten Britischen Nordamerikas der sogenannten Hnd- sons-Bai-Company, die unter anderem auch das überaus wichtige Vorrecht besaß, allein Pelzhandel und Jagd auf Pelztiere in dem Europa an Umfang fast gleichen Räume treiben zu dürfen. Die canadische Regierung erkannte jedoch, daß es thöricht und unrecht fei, einigen reichen englischen Spekulanten das ausschließliche Recht über die Hälfte des Fest- landes zu lassen; dnrch Geld und Landentschädigung brachte man die Gesellschaft dahin, ihre Rechte aufzugeben. Hunderte von Millionen Acres fruchtbaren Landes, auf denen bis dahin nur Jagd und Pelzhandel be- trieben worden waren, sind damit der Bodenkultur erschlossen worden; was sich dazu nicht eignet, paßt wenigstens vortrefflich zur Viehzucht. Die ungeheure Fläche ist nur wenig gehügelt, mit zahlreichen Seen und Teichen besetzt und von Strömen und Flüssen in Menge durchzogen, so z. B. vom stolzen Saskatschewan. Von Winipeg, der Hauptstadt Mauitobas, bis zu den Felsengebirgen erheben sich nur unbedeutende Hügelnngen; das Gebiet ist Prairie, ein Meer von Grün, zuweileu von kleinen Wäldern unterbrochen. Was mit diesem ungeheuren Räume, der fast unbewohnt war, be- ginnen? Wie dieser Gegend und damit dem ganzen Britischen Nord- amerika die glänzende Zukunft erschließen, die dnrch reiche Bodenfrucht- barkeit gesichert erscheint? Wie Ansiedler in die fruchtbaren Einöden ziehen? — Das waren die schwerwiegenden Fragen, die sich die Regierung vorlegte, als die Hudsousbai-Gesellschast von ihren Rechten zurückgetreten war und damit 400 Millionen Acres guten Bodens zur Besiedelnng erschlossen wurden. Wollte man Ansiedler in jene Gebiete locken, so mußte man ihnen Befördernngs- und Verkehrsmittel beschaffen; die Regierung beschloß also, eine große Eisenbahn von Ocean zu Ocean durch den ganzen Kontinent zu bauen. Aber wie gewagt, wie kühn erschien dieser Plan, wenn man bedenkt, daß das ganze Land nur etwa 4 Millionen Einwohner zählt! Die Vereinigten Staaten mit ihren 50 Millionen Seelen hatten solche Unternehmungen wohl durchführen können; ob es aber in. dem so viel schwächer bevölkerten Nachbargebiete möglich sein werde, das erschien sehr fraglich. Doch die Erkenntnis, daß der Nordwesten keine Zukunft habe, weim man die große Eisenbahn nicht baute, schlug alle Zaghaftigkeit und Bedenklichkeit nieder. Das amerikanische „Go ahead!" (Vorwärts!), das in der Union schon so hänsig zur Ausführung der kühnsten Werke fortgerissen, ergriff auch die Gemüter der Canadier mit unwiderstehlicher
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