1894 -
Weinheim (Baden)
: Ackermann
- Autor: Kleinschmidt, Arthur
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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geht es ins Fort, wo die Felle gegen Waren und wohl auch gegen
klingenden Lohn abgeliefert werden. Bei der Abrechnung stellt es sich
freilich oft heraus, daß mancher von den Trappern nnr verhältnismäßig
wenig herausbekommt, denn dem leichtherzigen Manne ist nicht recht wohl,
wenn er keine Schulden bei der Pelzgesellschaft hat.
Ein eigentümliches Leben in solchem Fort! Die Beamten bekommen
außer freier Kost, freier Wohnung mtd freien Kohlen ein anständiges
Gehalt, und wenn sie 14 Jahre im Dienste der Gesellschaft ausgehalten
haben, auch einen Anteil am Geschäftsgewinn, der sich in manchen Jahren
auf 20000 Mark beläuft. Gelegenheit zu größereu Geldausgaben ist in
der weltfernen Einsamkeit nicht vorhanden, und so werden die Leute nicht
selten binnen kurzer Zeit wohlhabend.
„Wie halten Sie und die anderen höheren Beamten solches Leben
in dem entsetzlich rauhen Lande, in solcher Öde nur aus?" fragen wir
den Befehlshaber kopfschüttelnd. „Die meisten der Herren sind doch ge-
bildete Männer; wie können Sie in solchen Verhältnissen ausdaueru?"
Der höfliche, gastfreie Herr lächelt sein. „Man gewöhnt sich an
alles," entgegnete er, „auch an dieses einsame, von aller Welt abgeschlossene
Dasein. Mit der Außenwelt können wir allerdings nur ans dem langen
Wege über unsere zahlreichen Forts und Handelsposten Verkehren; zu uns
z. B. kommen Briese und Zeitungen nnr 3—4 mal im Jahre. Wir
müssen mit uns selber znfrieden sein und uns in allen Dingen selber
helfen, denn der nächste Arzt z. B. wohnt 300 Stunden von hier. Anch
draußen auf der Jagd Herunistreifen können wir nicht viel, denn es ist
niemand da, der unsere Arbeit zu verrichten vermöchte. Aber unser Leben
ist doch nicht so schrecklich, wie Sie meinen. Man lebt sich ineinander
ein und verkehrt gern miteinander. Das Klima ist zwar entsetzlich streng,
aber wir sind trotzdem, wie Sie sehen, kerngesund. Au Speise und Trank
ist kein Mangel, denn die Gesellschaft versorgt nns reichlich mit guten ein-
gekochten Speisen, mit Thee und Spirituosen, knrz, mit allem Nötigen.
Treffliche Fische sind massenhaft vorhanden, und auch an verschiedenartigem
frischen Wildpret fehlt es fast niemals; nur den Mangel an Gemüsen
empfinden wir schmerzlich."
„Ist keiner der Herren verheiratet?"
„Zweien hat die Gesellschaft Frauen ans England geschickt. Es
sind tüchtige, wackere Damen aber — sehr häßlich. Mir ist die Lust,
mich auf solche Art mit einer Lebensgefährtin versorgen zu lassen, ver-
gangen, seitdem mein Freund Maxwell folgende drollige Empfangs-
bescheinignng au unsere Gesellschaft sandte: „Bescheinige hierdurch, eine
Frau richtig erhalten zu haben. Hoffe, sie wird sich gut machen, obwohl
ihr Aussehen etwas sehr sonderbar."
„Wie verfährt die Gesellschaft den Trappern und Indianern gegen-
über?" fragen wir weiter, nachdem wir unsere Heiterkeit bezwungen haben.
„Anständig," entgegnete der Kommandant. „Wir müssen wohl alle
Waren hoch berechnen; aber solches niederträchtiges verfälschtes Zeug,