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1. Bilder aus Amerika - S. 82

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 82 — Dennoch ließen sich die so grausam Gepeinigten fast niemals zu einer Äußerung des Schmerzes hinreißen, weil sie den verhaßten Feinden da- durch eine große Freude, ihrem Stamme und sich selbst aber Schmach bereitet haben würden. Von frühester Jugend an gewöhnt, die ärgsten Schmerzen stumm, mit ernster Würde zu ertragen, sangen sie unter den furchtbarsten Qualen Sterbelieder, in denen die Gegner verhöhnt wurden. Nachdem der Friede zwischen den streitenden Völkerschaften geschlossen worden war, wurde das Kriegsbeil feierlich begraben und die Friedens- pfeife geraucht. Dieses wichtige Instrument im Leben der Indianer ging auch bei den Versammlungen der Häuptlinge am Beratungsfeuer von Mund zu Mund. Bei feierlichen, bedeutungsvollen Gelegenheiten hielten diese schlichten Natursöhne lange und eindringliche Reden voll kühner Bilder und Wendungen, wie sie der gebildete Europäer kaum besser zu halten vermocht hätte. Ihre Religion hatte etwas eigentümlich Großes und Einfaches. Sie verehrten eiuen großen Geist als den Schöpfer aller Dinge, als Beschützer aller Tapseren und Guten. Diese sollten, wie sie glaubten, nach dem Tode in ein besseres Jenseits, in die seligen Jagd- gefilde übergehen, „wo mit Vögeln alle Sträuche, wo der Wald mit Wild, wo mit Fischen alle Teiche lustig sind gefüllt." Das waren die Rothäute, mit denen die weißen Eindringlinge zu thun bekamen. Staunend faheu die roten Krieger die Blaßgesichter in ihrem Lande erscheinen. Die Fremdlinge wußteu sich für die Erzeugnisse ihrer Heimat, namentlich für das berauschende Feuerwasser,*) schnell Land- besitz zu verschaffen; sie kauften den Rothäuten für jene Dinge weite Küstenstriche ab. Aber nun galt es, sich gegen die kriegslustigen Wilden zu behaupten und sich wenn möglich in dem neuen Lande ein gesichertes Dasein zu schaffen. So rodeten die Einwanderer denn die Wälder aus und trieben Ackerbau auf dem überaus ergiebigen Boden, sie suchten Vorteil aus der Fischerei und dem Pelzhandel mit den Indianern zu ziehen. Infolge der religiösen Streitigkeiten in Europa ward ihre Zahl durch beträcht- liche Einwanderung stark vermehrt; wer daheim uicht seines Glaubens leben durfte, fuhr nach Amerika hinüber. Anhänger der verschiedensten Glaubens- bekenntnisse erschienen in dem neuen Lande: verfolgte Katholiken aus Irland, Protestanten aus der Pfalz, Mitglieder der zahlreichen Sekten in England. Fleiß und Tüchtigkeit brachten die Kolonisten vorwärts, ihr Wohlstand ent- wickelte sich in erfreulichster Art, doch so, daß sie einfach und tüchtig blieben. Die laugen Kämpfe gegen die Indianer schlössen damit ab, daß diese über die Alleghanys zurückgedrängt und daß sogar im Lande jenseits der- selben Niederlassungen gegründet wnrden. Der Streit der Engländer mit den Frauzoseu, die ebenfalls Kolonien in Nordamerika gegründet hatten, erhielt dnrch die Teilnahme der Rothäute auf beideu Seiten einen un- heimlich wildeu, blutigen Charakter. Er endete mit der Verdrängung Frankreichs aus all seinen Kolonien um den St. Lorenzstrom. Doch nicht *) Branntwein.
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