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1. Bilder aus Amerika - S. 100

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 100 — starker Befestigungen eilt der Dampfer vorüber, geschmückt mit Flaggen fährt er in den Hafen ein. Ungezählte Masten, Schornsteine, Turmspitzen in buntem Durcheinander vor dir, zahllose stolze Dampfer, Dreimaster und kleinere Fahrzeuge um dich her, grüßend im Flaggenschmucke fast aller Völker des Erdballs! Jetzt liegt Castle-Garden vor uns, eine Anzahl von Gebäuden, die bestimmt sind, den Auswanderern zu dienen. Hinter den Baumgruppen ragen die stolzen Paläste der Wunderstadt empor, so das Stadthaus, die Post, das Telegraphenamt, die stolzen Bauten, in denen zwei der größten Zeitungen ihr Heim haben. Im herrlichen gotischen Baustil ausgeführt, ragt der 84 m hohe Turm der Dreieinigkeitskirche himmelan. Auf der rechten Seite siehst du die Häusermassen von Brooklyn, einer Art Vorstadt von New-Iork, die 1850 schon 97 000 Einwohner zählte, gegenwärtig aber von 500 000 bewohnt wird; schanst du nach links, so gewahrst du die Städte Jersey-City und Hoboken. Und nun die Riesin New-Aork selbst! Ans einem Mittelstädtchen von 22 000 Ein- wohnern ist sie im Laufe eines Jahrhunderts zu einer Millionenstadt geworden, in der gegenwärtig mehr als iy2 Millionen Menschen leben. Wo hat die Welt ähnliches Wachstum städtischer Gemeinwesen aufzuweisen? Die Gründe dieser erstaunlichen Entwickeluug wurzeln namentlich in der überaus günstigen Lage New-Iorks. Der herrliche, von großen Dampfern befahrene Hudfoufluß umschließt die Halbinsel Manhattan, woraus die Stadt gebaut ist, auf der eiueu, der East-River (Ostfluß) auf der anderen Seite. Überall erlaubt das tiefe Fahrwasser deu gewaltigsten Schiffs- kolossen den Zugaug, und eine Anzahl kleiner Inseln vor der Mündung des Hudson schützt vor Wind und Wogen, sodaß die zahllosen Docks und Hafenanlagen deu großen transatlantischen Dampfern gestatten, in voller Sicherheit nach langer Fahrt hier zu rasten. Ihre schwarzen Leiber sind überall zu finden. Immer farbiger, bunter, lebhafter wird das Bild, je mehr wir uns der Stadt nähern. Endlich legt nnfer stattliches Schiff in Hoboken, wo auch die Hamburger Linie landet, am Hafendamm an. Hier merkst du sofort, daß Landsleute in beträchtlicher Zahl in der Stadt wohnen, daß sie hier ihre eigenen Vereine haben, in denen sie edle Ge- selligkeit pflegen, deutschen Sinn und deutsche Sitte wachzuerhalteu suchen. Die ganze Gegend umher, die Hügel bis zu deu Pallisaden des Hudson im Norden, sind mit zierlichen Landhäusern und Städtchen be- deckt, und all' die Menschen, die darin leben, haben zum Mittelpunkt ihres Daseins, zur nährenden Mutter die Riesin New-Aork. Von ihr gehen die Pulse aus, durch die alles rund um sie her mit Leben erfüllt wird. Vorsicht, wenn du ans Land trittst! Mißtrauen gegen fremde Menschen ist in Amerika mehr am Platze, als in irgend einem anderen Lande der Welt. Zahllose Gauner aller Nationen, leider auch herunter- gekommene Deutsche, lauern hier wie gefräßige, heißhungrige Haifische auf den mit amerikanischen Verhältnissen noch nicht vertrauten Neuling, aus das „Grünhorn", um das ahnungslose Opfer zu belügen, zu betrügen,
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