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1. Bilder aus Amerika - S. 119

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 119 — 11. Wir pflügen unser eigen Land, Wir haben's wohl errungen; Drum fechten wir auch Hand in Hand, Wenn Feinde eingedrungen. Yankee doodle, Buben, ran! Platz zur Seite, her zur Mitte! Yankee doodle, drauf und dran! Trommelt, blast und fiedelt! 9. Seht uns're Mädchen, wie sie blühn, Seht uns're starken Knaben, Seht uns're Alten frisch und grün: Was woll'n wir mehr noch haben? Yankee doodle k. 10. Ja, glücklich sind wir, freie Leut', Auch nicht ganz ungebildet, Durch gute Schulen weit und breit Wird unser Volk gebildet. Yankee doodle zc. Das stolze Selbstgefühl, das sich in diesen Versen ausspricht, lebt tatsächlich im Volke. Der amerikanische Bürger ist jederzeit bereit, die größten Opfer für sein Land zu bringen, Gut und Blut dafür hiuzu- geben. Und diese Vaterlandsliebe ist kein leicht verfliegendes Strohfeuer; es steckt Mut und Energie dahinter; in dem großen Kriege zwischen den Nord- und Südstaaten, der die Abschaffung der Sklaverei zur Folge hatte, ertrugen die Krieger der Nordarmee ungeheure Strapazen, standen die schwersten Gefahren aus und zeigten in den Gefechten rühmliche Kühnheit. Die Ansicht des Amerikaners über die Vorzüge seines Landes, über die Tugenden seiner Nation ist sogar infolge von Überschätzung entschieden falsch, zuweilen geradezu lächerlich. Felsenfest überzeugt, daß der Schwerpunkt im Leben der Menschheit bereits aus dem alters- schwachen, langsam dahinsiechenden Europa nach der jugeudfrischen und jugeudstarken neuen Welt gerückt sei, hält sich der rein praktisch denkende Sohn der Union nicht mit Vergleichen zwischen seinem Lande und anderen civilisierten Staaten auf; wie er meint, kommt ja dabei doch nichts heraus. Der echte Amerikaner ist nichts weniger als rührselig; sogenannte Gemütsmenschen sindet man äußerst selten unter der nüchternen, fast ausschließlich dem Erwerbsleben nachjagenden Bevölkerung. Und doch giebt es etwas, was ihn rühren, was seinen kalten Gleichmut brechen kann; das ist sein Heim, seine Familie. Wenn er in der Fremde daran denkt, ergreift ihn das ganz ungewohnte Gefühl der Wehmut und Sehnsucht. Kein Lied ist unter den Amerikanern so beliebt, wie das unvergleichlich schöne: „Home, sweet home,*) dessen Melodie voll süßer Wehmut allerdings wohl auch das trockne Herz eines ewig kalkulierenden und spekulierenden Geschäftsmannes zu ergreifen geeignet ist. Nur der filzige, harte eigentliche Aankee bleibt auch dabei kalt; ihn rührt über- Haupt nichts. Mit der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, von der mancher Europamüde so begeistert spricht, ist es in Amerika durchaus nicht weit her. Vor dem Gesetz sind zwar alle gleich, doch kann selbst im Gerichtssaal der Reiche durch sein Geld vieles erlangen, was dem armen Trops unmöglich sein würde; Bestechung der Richter und Ge- schworenen ist leider durchaus nicht selten; auch durch Aufregung des *) Ein beliebtes englisches Lied (Heimat, süße Heimat!)
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