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1. Bilder aus Amerika - S. 135

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 135 — In unruhigen Träumen, worin Gaunertum und Eisenbahnunfälle beständig mit einander abwechseln, wälzen wir uns während der heißen Nacht auf unserem Lager, gegen Morgen wenig erquickt erwachend. Jetzt zur Eisenbahn in Hoboken! Rechtzeitig gelangen wir im Bahnhof an und haben Zeit, uns das bunte Leben und Treiben, sowie deu harrenden Zug noch etwas zu betrachten. Die Spurweite der Schienen ist größer als daheim, die Wagen besitzen größere Breite und wohl die doppelte Länge der nnsrigen. Beim Eintreten in einen Wagen zweiter Klasse gewahren wir ferner, daß die Waggons auch höher und zum Durchgehen eingerichtet sind. In keinem fehlt Ofen, Abort und Trinkwasser. Nun setzt sich die Lokomotive, ein gewaltiger Koloß, prustend und keuchend in Bewegung, bereit, mit der schaufelähnlichen Vorrichtung an ihrem Vorderteil jeden hindernden Gegenstand von den Schienen zu schleudern. Von Bahnwärtern und Barrieren ist keine Spur zu entdecken. Eine Glocke an der Lokomotive mahnt die Leute von Zeit zu Zeit, die Schienenwege nicht zu betreten. Mit der Bequemlichkeit ist's auf den meisten amerikanischen Bahnen durchaus nicht so weither, wie Großsprecher , ausschreien; die Aborte und das Vorhandensein des Trinkwassers sind die einzigen Annehmlichkeiten, die sie vor unseren Bahnen voraushaben. Was Heizung und Beleuchtung der Wagen, sowie die Möglichkeit, unter- Wegs bequem zu schlafen, betrifft, so find wir den Amerikanern darin sogar entschieden überlegen. Wir dürfen nicht einmal die Füße zum Ruhen auflegen, und die zum Umklappen eingerichteten Sitze sind jetzt sogar gesperrt, wodurch die Reifenden gezwungen werden, zu zwei und zwei in den eugen Sitzreihen zu verharren und steif nach derselben Seite zu blicken. Auch die Fahrgeschwindigkeit ist hier keineswegs so groß, wie häusig mit hochtönenden Worten behauptet wird. Hören und Sehen vergeht uns dabei durchaus nicht. Der sogenannte Expreßzng kommt sicher nicht rascher vorwärts wie ein deutscher Schnellzug, und die gewöhn- lichen Züge übertreffen unsere gemütlichen deutschen Bummelzüge höchstens eine Kleinigkeit an Raschheit der Fahrt. Nun hält der Zug an der ersten Station; pünktlich, wie er abfuhr, läuft er ein, wartet genau die festgesetzte Zeit und dampft dann weiter. Obwohl viele Paffagiere aus- und einsteigen, giebt es doch kein Geschrei und Drängen auf dem Bahnhofe; jeder beachtet eben das amerikanische Losungswort: „Hilf dir selbst!" und sucht sich feinen Platz in Ruhe und Ordnung. Der Nachzügler wird unbarmherzig zurückgelassen, wenn er es nicht vermag, noch während des Davonrollens auf eins der hohen Trittbretter zu springen. Unerquicklich ist die Nacht; von der Bequemlichkeit und den unvergleichlich praktischen Einrichtungen, die auf sämtlichen amerikanischen Bahnen zu finden sein sollen, bemerken wir wenig. Alle Plätze sind besetzt, der Raum zwischen den Sitzreihen ist mit Gepäckstücken aller Art vollgestopft. Mindestens viermal wechseln die Schaffner; wenn die neu-
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