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1. Bilder aus Amerika - S. 163

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 163 — auf gewöhnt hatte, andere für sich denken und sorgen zu lassen, sie sollten jetzt plötzlich iu jeder Hinsicht für sich und die Ihrigen einstehen und als vollkommen freie Menschen thnn und lassen dürfen, was sie wollten. Dazu waren die armen Tröpfe nicht reif, und deswegen eben können sie den Anforderungen uicht nachkommen, die das Leben in der Freiheit an sie stellt. Glücklich durften sich die preisen, die im Dienste wohlmeinender Herren auf den Pflanzungen bleiben konnten. Ein kleiner Brnchteil der Schwarzen hatte Lesen und Schreiben gelernt, besaß überhaupt neben der höheren Bildung auch mehr Ernst und Willenskraft als die übrigen und hat sich mit Fleiß und Ordnungsliebe eine leidliche Lage geschaffen. Die große Masse dagegen steht jetzt in jeder Hinsicht noch tiefer als in den Zeiten der Unfreiheit. Wir haben nach derzählnng von 1890 etwa 6 996 000 Farbige in der Union, fast lauter Neger, nur ^/g ungefähr Mnlatten. Da die Freigewordeueu zu faul und zu dumm waren, das Land ferner be- bauen zu wollen, zogen sie in die Städte des Nordens und Südens. In den Nordstaaten haben Sie diese Leute in allen denkbaren dienenden Stellungen gefunden; hier im Süden sind sie eine Art Landplage ge- worden, ein Proletariat, das vor keinem Frevel zurückschreckt. Die Mehr- zahl der Verbrecher, die durch Lynchgerichte vom Leben zum Tode gebracht werden, setzt sich aus Negern zusammen. Seitdem die Sklaverei auf- gehoben ist, nehmen die Diebstähle auf dem Laude bei uns kein Ende. Brandstiftungen, Raubmorde, rohe Sittlichkeitsverbrechen und scheußliche Morde aus Rachsucht kommen so häufig vor, daß man sich kaum uoch darüber wundert. Aber eine große Gefahr sind diese rohen Schwarzen auch nach anderer Seite hin, nämlich im politischen Leben der Südstaaten. Weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung bilden, wollen sie mich die Herren im öffentlichen Leben sein. Nach dem Kriege hat man in dieser Beziehung schlimme Erfahrungen gemacht. Vorher waren die Zustände ja auch ober- faul; die reichen Baumwollbarone erkauften sich die Stimmen des über alle Beschreibung gemeinen weißen Pöbels, und die Folge davon war ein niederträchtiges, abscheuliches Regiment, wie es die Welt noch niemals arger gesehen hat. Als die Unionstruppen in New-Orleans einrückten, machten sie dort einer siebenjährigen Schreckensherrschaft ein Ende. Die ganze städtische Verwaltung und Rechtspflege hatte sich bis dahin in den Händen der verruchtesten, scheußlichsten Pöbelrotte befunden, die jemals ein Gemeinwesen im Banne des Schreckens gehalten hat. Die Gerichts- säle waren Schirmplätze des Verbrechens geworden; die Vollstrecker der Gesetze hatten sich zu blinden, willenlosen Werkzeugen des bluttriefenden Gesindels erniedrigt. Ungestraft vergossen vertierte Meuchelmörder Tag für Tag Menschenblut aus offener Straße. Die Zeugen der entsetzlichsten Verbrechen wurden durch den Revolver oder das Messer aus dem Wege geräumt, oder man stopfte ihnen den Mnnd mit Drohungen. Die Wahlen waren zu einer abscheulichen Komödie herabgesunken, deuu Dolch und Bleiknüppel in den Händen des Gesindels bestimmten, wer gewählt werden sollte." 11*
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