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1. Bilder aus Amerika - S. 168

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 168 — empfinden, denen man es kaum noch ansieht, daß Negerblut in ihren Adern fließt. Bei gar manchen dieser Lente erkennt man die Verwandt- schaft mit den dunkelfarbigen Afrikanern nur noch an dem eigentümlichen krausen Wollhaar und an den Augen. Trotzdem behandelt man sie wie den Vollblutnigger. Im allgemeinen trifft man die Neger nur iu den niedrigsten Stellungen, besonders als Diener und Aufwärter. Selbst in den nördlichen und westlichen Staaten sieht man fast niemals einen Far- bigen in einem Salonwagen der Eisenbahn oder in einem Dampfschiffsalon, und sogar in den gewöhnlichen Personenzügen sind sie fast nur iu deu Rauchwagen zu finden. Der sonst gewiß frei denkende Amerikaner hält sich durchaus uicht aus Haß oder Verachtung in so ausfallender Art von feinen schwarzen Mitbürgern fern; der Grund davon ist vielmehr eine unverkennbare natürliche Abneigung. Dazu mögen das häßliche Äußere des Negers, sein oft kindisches Benehmen, sein Mangel an Bilduug, seine rohen Manieren und die erwähnte widerliche Ausdünstung verstärkend hinzukommen. Deswegen sitzt niemals ein Schwarzer mit einem Weißen bei Tische, und deswegen bleibt im Ranchwagen der Sitz neben dem Neger stets leer, anch wenn kein anderer Sitzplatz mehr frei ist. In religiöser Hinsicht verhalten sich die Farbigen sehr verschieden; sie bekennen sich zu irgend einer der vielen Religionsgemeinschaften, Bei ihren Gottesdiensten geht es oft sehr aufgeregt zu. Namentlich im Süden besteht aber auch noch abscheulicher Fetischdienst unter ihnen, der sogenannte Vaudouxknltus. Der religiöse Geheimbund, der diesem Kultus anhängt, versammelt sich zur Nachtzeit und verehrt als Gottheit mit unendlicher Macht eine heilige Schlange, die ihren Willen durch deu Oberpriester oder dnrch die Ober- priesterin kund thut. Menschenopfer, wilde Tänze und Gesänge find bei den nächtlichen Festen im Gebrauch. Als Diener sind die Farbigen sehr gesucht; man trifft sie als Aufwärter iu den Gasthäusern, als Bediente, Kutscher in Privatwohnungen; derartige Stellungen füllen sie anch ganz vortrefflich ans, sodaß sie von Weißen darin gar nicht ersetzt werden können Tatsächlich ist's aber heute noch wie vor dem großen Kriege, der den Sklaven die Freiheit brachte: die Weißen herrschen, die Schwarzen dienen. Diese Erkenntnis drängt sich, trotz der Ungebuudeuheit der Neger, unseren! Geiste auch iu New-Orleans ans. Ein Gang dnrch die Straßen und über die Märkte dieser „Metropole des Südens", eine Wanderung am Ufer des Mississippi hat immer wieder neuen Reiz für den Fremd- ling. Schon die Märkte sind überaus sehenswert, denn hier hält man neben den köstlichen Südfrüchten aus Westiudien, neben Mehl und Speck aus den Nordstaaten Fische und Austern aus der Umgegend in Menge seil. In dem Gewimmel der Menschen unterscheiden wir vier verschiedene Rassen: Kaukasier, Neger, Indianer und Mongolen, letztere aus dem „Blumenreich der Mitte", aus China, stammend. Zwischen diesen Voll- blutmeuscheu aber bewegen sich Mischlinge vom verschiedenartigsten Aus- sehen, drängen sich Angehörige fast aller Nationen Europas iu ihren
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