1894 -
Weinheim (Baden)
: Ackermann
- Autor: Kleinschmidt, Arthur
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
würfe und Feuerbrände von der Flnt weggetrieben. Vom Durste gepeinigt,
kehrten die beklagenswerten Geschöpfe immer wieder zurück, und wieder
erlag eine Menge den wohlgezielten Schüssen. Um das Abziehen der
Hant rascher zu bewirken, schlug man einen 3 Fuß laugen eisernen Nagel
durch den Schädel des erlegten Tieres in die Erde, machte mehrere
Einschnitte in das Fell und zog es dauu durch die Kraft vorgespannter
Pferde herunter. Bald war der Markt so mit Büffelhäuteu überschwemmt,
daß sie kaum uoch mit dem dritten Teil des früheren Preises bezahlt
wurden. In den Jahren von 1870—75 sind alljährlich nach einem
Berichte der amerikanischen Regierung durchschnittlich 21/2 Millionen der
stattlichen Tiere abgeschlachtet worden. Im Jahre 1883 waren die Büffel
ausgerottet. Aber die kurzsichtigen Jäger meinten, sie seien nnr nach
Norden in die englischen Besitzungen geflüchtet und würden in noch viel
größerer Zahl von dort wiederkehren. Die elenden Metzger stellten sich
deswegen im Herbste wieder vollständig ausgerüstet ein; aber die Bestien
in Menschengestalt erlebten eine große Enttäuschung, und einzelne von
ihnen sammeln jetzt die Knochen aus den Hanptschlachtplätzen zum
Verkaufe. Insgesamt lebeu etwa uoch 1000 Büffel in Amerika: 550
auf eiuem englischen Gebiet, 200 unter dem Schutze der Uiiiousregienmg
im Aellowstone-Park, 250 in Privatbesitz und zoologische» Gärten. Wer
in der Absicht, Büffel zu jagen, nach der neuen Welt auswandert, der
wird kanm noch Gelegenheit finden; auch der einstige Reichtum an anderem
Wild ist fast gänzlich verschwunden.
Anders sehen die Scharen der Tiere aus, die heute in den Büffel-
gründen weiden; es sind Hanstiere, Rinder und Schafe, die einzelnen
Herren oder ganzen Gesellschaften zugehören. Wohl 2 Millionen Riuder
und ebenso viel Schafe mögen im „wilden Westen" grasen. Auch über
dem Leben des Ranchers liegt ein eigentümlicher wilder Zauber, der an
das Dasein der Trapper, an die Lederstrumpfgeschichteu erinnert. In
öder, weltferner Einsamkeit hanst er mit seiuen unbändigen Schutzbefohleueu,
bedroht von mancherlei Gefahren dnrch wilde Tiere, vagabundierende
Strolche und schweifende Indianer. Je einsamer das Land ist, je weniger
es sich zum Anbau eignet, desto lieber ist es dem Viehzüchter, weil er
dann nicht leicht von der vorrückenden Kultur verdrängt wird.
Dort tobt eine Herde der halbwilden Rinder heran; kecke Reiter
schwärmen darnm her und halten sie zusammen. Kühn schauen die Ge-.
sichter der verwegenen Gesellen unter dem breitrandigen Sombrero her-
vor; ein bnntes Flanellhemd umschließt den Oberkörper, oder ein perlen-
besetzter Lederrock dient zum Schutze gegen Wind und Wetter; die Beine
stecken in riesigen Stiefeln, die mit gewaltigen Radsporen versehen und
über und über schmutzig sind. Im ledernen Leibgurt steckeu zwei Revolver
bester Art, eiu langes Messer in lederner Scheide und eine Menge
Patroueu. Uud hier ist auch der Herr des ganzen Triebes, der Rancher,
ein stattlicher Mann ans feurigem Pferde. Er unterscheidet sich schon
äußerlich von den Cow-boys durch die bessere Kleidung. Ein ledernes,