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1. Bilder aus Amerika - S. 352

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 352 — „Thal des Paradieses" zu rechtfertigen vermöchte — in den Zeiten der Eroberung durch die Spanier mag dies allerdings anders gewesen sein. Die Stadt macht, wenn wir von der Seeseite kommen, etwa den Eindruck einer südeuropäischen; am meisten erinnert sie an Genna. Die Hügel darum her sind mit hübschen Anlagen und Obsthainen bedeckt; daraus lugen die Landhäuser der Kausleute hervor, die sich uach des Tages Last aus dem bewegten Treiben der Straßen und Geschäfte dorthin in die ländliche Stille zurückziehen. Weiter rückwärts fehlt das lachende Grün, dort sieht alles verdorrt und verbrannt aus, und Herr Weber, unser seit langer Zeit schon in Chile ansässiger Landsmann, erklärt uns, daß dieser Zustand hier fast neun Monate andanre. Die Thäler der Umgegend, in denen Wasser fließt und worin sich deswegen auch Pflauzeuwuchs zu er- halten vermag, sind nur wenig sichtbar und für den Landeskundigen nur au den Gipfeln der dort stehenden Pappeln erkennbar. Rotes und braunes Gestein, selten mit etwas Grün bedeckt, starrt dem Ankömmling entgegen. Wir gelangen in die Stadt und gewahren ein ungemein reges, be- lebtes Bild in den unregelmäßigen, meist unebenen Straßen und auf deu fünf nicht sehr großen öffentlichen Plätzen. Unser deutscher Landsmann erzählt uns, daß diese kleinen freien Räume zuweilen schon eine große Bedeutung für Valparaiso erlangt haben, nämlich bei den großen Feuers- brünsten, die nicht feiten find und bei heftigem Winde zuweilen große Ausdehnung annehmen. Wir blicken verwundert anf die stattlichen Back- steingebäude mit den Metallbedachuugeu; sie siud zwei, auch drei Stock- werke hoch, zuweilen förmliche Paläste, und in den Läden der Erdgeschosse prangen die kostbarsten Waren, sodaß sich diese Verkaufsräume in nichts von denen einer europäischen Großstadt unterscheiden. Der sreuudliche Begleiter versteht unsere verwunderten Blicke sofort und erklärt uns, daß die Brände jetzt allerdings nicht mehr fo häufig und so furchtbar seien wie früher, denn die niedrigen Häuser, die dem wütenden Element reichere Nahrung geboten hätten, seien verschwunden, vom Fener verzehrt worden, und der steinernen Neubauten vermöge die furchtbare Naturgewalt nicht mehr fo leicht Herr zu werdeu. Unser Freund führt uns, nachdem wir xtnö in einem guteiugerich- teteu Gasthause etwas erfrischt, und namentlich an deu mancherlei köstlichen Früchten gelabt haben, durch die regsame Stadt. Er zeigt uns die zehn katholischen Kirchen, die deutsche Kapelle, in der unsere evangelischen Lands- leute zu ihrem Gotte beten, das Gotteshaus für die Anhänger der eng- lischen Kirche, die mancherlei Regiernngs- und städtischen Gebäude, die großartigen Zollhäuser, die beideu Theater, das Lyceum, die Seemanns- schule und vieles, vieles andere. Besonderes Interesse erregen darunter die beideu deutscheu Schulen, die sich großen Ansehens erfreuen und eifrig besucht werden, auch von Nichtdeutschen. Was wir sehen, erinnert durch- aus an europäische Verhältnisse, auch die Straßenbahn, die uns die Be- sichtiguug der schmalen, aber 3 Kilometer langen Stadt erleichtert. Ein Mann zu Pferde erregt unsere Neugier; er sitzt weit nach hinten auf
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