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1. Bilder aus Amerika - S. 360

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 360 — bleibende Treiber des Packtieres erzählt, jeder Mann sofort aus sein Pferd. Mit dem gellenden, unablässig wiederholten Rufe: „Li leon! el leon!" jagt er dem flüchtenden Kuguar uach. Sobald die Hunde den Wohlde- kannten Ruf hören, schließen sie sich heulend an; von allen Seiten her sprengen erregte Männer, hetzen gierige Kläffer. So wächst die wilde Jagd von Minute zu Minute; au Stelle eines zurückbleibenden Reiters treten mindestens zwei andere, ueu herzustürmende, und da auf vielen Landgütern 20—30 Köter gehalten werden, wird die Meute überaus zahlreich. So entwickelt sich die Hätz anch jetzt; die Rosse setzen wie Hirsche über Gräben, Hecken, Umfriedigungen und sonstige Hindernisse; für sie giebt es kanm Schwierigkeiten, und die meisten von ihnen haben überdies schon mehr solcher tollen Rennen mitgemacht. Den Reitern aber erweckt die halsbrecherische Jagd lebhaftes Vergnügen statt schwachherziger Sorge, denn fast alle Chilenen sind sattelfeste, unerschrockene Reiter. Dort stürzt einer der kühnen Männer; sein Roß rennt nicht weiter, es bleibt ruhig neben ihm stehen. Durch die Erfahrung gewitzigt, weiß das kluge Tier, daß es beim Weiterjagen leicht aus das früher beschriebene lange, als Peitschenriemen dienende Zügelende tritt und sich infolge des dadurch eut- stehenden Ruckes leicht den Gaumen durch das überaus scharfe Galgen- gebiß verletzt. Die chilenischen Pferde haben diese Gewohnheit sämtlich, aber sie entspringt nicht der Anhänglichkeit an den Reiter, sondern nur der Furcht vor der erwähnten Schädigung. — Die übrigen Männer stieben, ohne sich im mindesten um den Gestürzten zu kümmern, mit der Schnelle der Vögel, die kreischend vor dem wilden Hausen hersausen, weiter. Der verfolgte Kuguar wendet alle nur möglichen Kniffe an, um sich der ge- sährlicheu Verfolgung zu entziehen, namentlich schlägt er wiederholt Haken und führt dadurch Männer wie Hunde irr. Doch bald ist seine Spur wieder gesunden, und mit verdoppeltem Eifer geht es hinter dem schlauen Räuber her. Wieder und wieder schlägt er Haken, aber die Männer er- kennen dies mit Jubelgeschrei, denn sie ersehen daraus, daß der anfänglich immer geradeaus laufende Baudit zu ermüden beginnt. Jetzt hemmt ihn ein blitzender See; wie alle Katzenarten das Wasser scheuend, biegt er zur Seite und kommt auf Sennor Osorio los. Dieser jagt ihm mit wildem Geschrei entgegen, der Puma stutzt, wendet sich und versucht so zu ent- kommen; aber seine Erschöpfung ist bereits so groß, daß er nach jedem Satze einige Augenblicke keuchend rasten muß. Bis auf etwa fünfzehn Schritte ist der Chilene heran; da wirbelt der Lasso um das Haupt des Reiters, schnürt sich einer Schlange gleich um den Hals des Raubtieres, und hochausbäumend wendet sich gleichzeitig das Roß gedankenschnell. Wie ein Pfeil saust es rückwärts, den Kuguar am Lasso nachschleifend; der bald genug erdrosselte Räuber wird von den jubelnd herzueilenden anderen Reitern noch mit Knütteln und Messern bearbeitet, mit großen Steinen geworfen, bis der Rachedurst vollständig gestillt ist. Ein Peon Osorios jagt zum nächsten Richter, um die Geldprämie zu holen, die auf Erlegung
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