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1. Bilder aus Amerika - S. 385

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 385 — einer Umsturzbewegung hinter sich hat und mit Hilfe dieser unruhigen Elemente die Gewalt au sich reißt. In Chile sorgen jene reichen und vielfach recht gebildeten Leute dafür, daß alle Hast, alle Überstürzung im Staatsleben vermieden werde; sie sind aber zugleich einsichtig genug, sich nicht gegen einen ruhigen, stetigen Fortschritt zu stemmen. Schon äußerlich unterscheiden sich die vornehmen Leute von den geringeren dnrch — die Art des Rauchens. Die Sitte, das nikotinhaltige Kraut zu qualmen, ist nämlich allgemein verbreitet; selbst Frauen der niederen Stände geben sich dem eigentümlichen Genüsse hin. Der Arbeiter und Landbewohner nun raucht, indem er Cigarre oder Cigarette mit der rechten Hand hält — eine ganz natürliche Angewohnheit, da er nur in seinen Ruhepausen dampfen kann. Der Caballero (edle Herr, Vornehme) dagegen raucht mit der Linken, weil er sich die Rechte zum Schreiben und anderen feineren Verrichtungen frei lassen will. Haben wir nun die weiße Bevölkerung kennen gelernt, so müssen wir jetzt wohl auch die ursprünglichen Bewohner des Landes, die Indianer, einmal ansehen. Der bekannteste Stamm darunter sind die Araueaueu, wohl das mutigste, kriegslustigste Volk in ganz Südamerika. Erst zu Beginn uuferes Jahrhunderts gelaug es den Chileneu, die tapfern Rot- hänte unter ihre Macht zu beugen und die Herrschaft des Christentums anzubahnen. Mit dem Einflüsse des letzteren sieht es, wie wir später finden werden, freilich leider noch recht windig aus. Wir haben im Hause eines deutschen Landsmanns am Rio Crnces freundliche Aufnahme gefunden, und hier bietet sich uns schon am Tage unserer Ankunft Gelegenheit, Araucanen kennen zu lernen. Ein alter Kazike (Häuptling) reitet mit drei jüngeren Männern in die Besitzung ein, um zu kaufen und zu verkaufen. Sie sprechen nur ganz wenig spanisch und haben sich deswegen von einem Lenguaraz (Dolmetscher) begleiten lassen, einem Chilenen, der unter ihnen wohnt. Unser Freund bewirtet sie mit Chicha de manzana (Apfelwein), und sie entwickeln in Vertilgung des beliebten berauschenden Getränkes sast so großen und beinahe so rühren- den Eifer wie der deutsche Bruder Studio, wenn er dem Gambrinns im Gerstenfaste feuchte Opfer bringt. Alle vier sind mittelgroß, zeichnen sich durch langen Rumpf und Hals und hochgewölbte Brust aus. Armen und Beinen merkt man die innewohnende sehnige Kraft an; Hände und Füße sind auffallend klein. Ihre Haut ist kupferrot, ja nicht selten weiß; letztgenannte Farbe findet sich namentlich bei denen, die von geraubten weißen Frauen abstammen. In dem rundgeformten Gesichte stehen die Backenknochen etwas hervor; die Stirn ist niedrig, der Bart fehlt ganz. Die Augen blicken überaus lebhaft und ausdrucksvoll; sie stehen horizontal, sind klein und braunschwarz; die Brauen ziehen sich geradlinig darüber hin. Die breite Nase hat große Offnungen, der Mund ist wohlgeformt, die schmalen Lippen lassen, sobald sie geöffnet werden, ein beneidenswert schönes und regelmäßiges Kleinschmidt, Lebensbilder :c. 25
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