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1. Bilder aus Amerika - S. 397

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 397 — wunderbar milden Klimas, das weder sengende Hitze, noch eigentliche Kalte kennt. Paradiesisch ist der Landstrich zwischen dem Thale des Aeoncagua- flusses und dem Biobio. Dort haben sich denn anch viele Tausende unserer Landsleute ein neues Heim gegründet; in größeren Städten wohnen sie sogar gedrängt beisammen in ansehnlicher Menge. In dieser Gegend sind allerdings nur wenige unter ihnen Landwirte; bei Los Angeles aber findet sich auch in diesen Bezirken eine deutsche Ackerbaukolouie. Leider verfügt die Regierung in diesen verlockenden Gegenden nicht über Staats- ländereien, vielmehr gehört der Grund und Boden hier zu den schon oft genannten großen Haciendas, von denen höchst selten eine in kleinere Stücke zerfällt. Deshalb ist die Staatsbehörde auch außer stände, hier Ackerbau- kolonien für fremde Einwanderer zu gründen, so wünschenswert dies auch für Chile sein würde. Dazu kommt noch ein anderer Übelstand, dessen wir auch bereits vorübergehend gedachten: die geringe Regenmenge, die zwischen Mitte Juli und Mitte August in Centralchile fällt, reicht nicht aus, um die an sich überaus fruchtbaren Ländereien in anbaufähigem Zu- stände zu erhalten. Sie müssen deshalb künstlich durch kostspielige Kanalan- lagen bewässert werden, und diese herzustellen, sind eben nur reiche Leute imstande. Welch' eigentümliche, zu der Witterung unserer Heimat in selt- samem Gegensatze stehende Verhältnisse finden wir hier! Neun Monate des gesegneten Landes sind im allgemeinen regenlos. Im Winter ist die Gegend mit köstlichem, lachendem Grün bedeckt; der Monat November dürste etwa mit unserem Mai, dem vielbesungenen Wonnemonat, verglichen werden. Vom Dezember bis zum Mai aber geht eine traurige Verwand- lung vor sich; jenes liebliche Bild verschwindet ganz, wir sehen auf den waldlosen Höhen und Bodeuwelleu höchstens dürftiges, versengtes Gras, oder den völlig kahlen grauen oder rötlichen Gruud. Uud was ist Ursache dieser uugünstigen Verhältnisse? Die Armut des Landes an Waldungen nördlich vom Flusse Maule ab — eine Ursache, die auch iu Ländern Europas überaus traurige Folgen gezeitigt hat, so in Italien und Süd- srankreich. Selbst die Flußthäler, welche tief iu den Leib der Anden hineinreichen, haben einen spärlichen Pflanzenwuchs. Die Hänge und Hügel sind entweder völlig kahl, oder nur mit niedrigem Gestrüpp bewachsen; häufig trifft man hier dagegen den riesigen Säulenkaktus, der sogar zu starken Balken und Brettern verarbeitet wird und viel Brennholz liefert. Höheres Gebüsch findet sich nnr in Bodenfalten, Mulden und feuchten Schluchten. Die Küste fällt fast überall steil gegen den Oeean ab und zeigt bis weit südlich von Valparaiso (bis zur Stadt Arauco) keinen Pflanzenwuchs. Trotz dieser eigentümlichen Verhältnisse könnten noch sehr viele fleißige Fremdlinge im mittleren Chile Raum zu einer Niederlassung finden, so vor allem auch in den Flußthäleru, die nur spärlich von Chilenen be- wohnt sind; ausgezeichnet durch ihre herrlichen Hügellandschaften und ein ungewöhnlich mildes Klima, würden sich gerade diese Thalungen ganz vor- züglich zu Wohnsitzen für europäische Einwanderer eignen.'
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