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1. Bilder aus Amerika - S. 416

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 416 — genannten Werkzeuge beweisen, daß schon die Ureinwohner Patagoniens die Kunst verstanden, Gewebe ans der Guanacowolle herzustellen. Am Chubut befindet sich auch die älteste Ansiedelung weißer Lente in Patagonien. 1865 kamen 150 Einwanderer aus Wales, mit Ausnahme von fünf Personen sämtlich Bergleute, am Flusse au. Es waren ein- fache, ungebildete Leute, ohne irgendwelche geographischen oder landwirt- schaftlichen Kenntnisse von Belang. Zwei Jahre lang saßen sie in dem öden, regenarmen Lande, mit Sehnsucht erwartend, daß der Himmel be- fruchtendes Naß senden möge; doch ihr Verlangen blieb an der regenarmen Küste unerfüllt. Nun kam bittere Not über die Unseligen, und sie wären sicher verhungert, wenn ihnen nicht die Eingeborenen vom Stamme der Tehuelcheu geholfen hätten. Aus jenen Tagen rühren die freundlichen Beziehungen her, die sich zwischen den Kolonisten und deu wohlmeinenden Rothäuten bildeten. Aber die tiese Entmntignng der einsamen Siedler am Chubut konnte durch die Hilfsbereitschaft der Tehuelcheu uicht gehoben werden; die Mehrzahl der Hoffnungslosen beschloß, in die ferne Heimat zurückzukehren. Nachdem die Hütten niedergebrannt waren, begaben sich die Patagonienmüden an eine Stelle, wo ein Schiff anlaufen sollte. Aber o weh, das Fahrzeug blieb aus! Uud nun kam neues Elend über die schwergeprüften Menschen; sie hatten so arg vom peinigenden Dnrste zu leiben, daß sie sich durch die bittere Notwendigkeit gezwungen sahen, in das Chubutthal zurückzuziehen. Dort war inzwischen einer ihrer zurück- gebliebenen Genossen auf den Gedanken gekommen, vom Flusse her einen Graben durch sein Land zu ziehen und dasselbe in solcher Art künstlich zu bewässern. Der Ersolg dieses klugen Verfahrens war überraschend, ja glänzend; der an sich gute Boden trug nun reichlich. Ein neues Leben kam in die weltferne Siedelnng; alle begannen eifrig, Kanäle durch ihre iu der Thalsohle gelegenen Ländereien zu ziehen, wodurch der nutzlose Grund in trefflichen Ackerboden umgewandelt ward. Von jener Zeit ab entwickelte sich die Kolonie in der erfreulichsten Weise; aber erweitern kann sie sich nicht, denn das Thal ist eng, und außerhalb desselben erscheint, wie in fast ganz Pata- gonien und weiten Strichen Chiles, der Anbau unmöglich, denn die Grund-' bedinguug allen Gedeihens für die Thätigkeit des Landmannes fehlt: das Wasser. Die Kolonisten am Chubut aber erfreuen sich eines wenn auch bescheidenen, doch gesunden Daseins, und der Weizen, den ihre Felder liefern, gilt heute in ganz Südamerika für den besten. Durch ihre Klugheit haben sie den ungünstigen Einfluß des heißen, regenlosen Sommers überwunden. Von dieser Siedeluug aus haben wir auch Gelegenheit, die farbigen Ureinwohner kennen zu lernen. Auf einem Ausslug in die weite steppen- ähnliche Fläche werden wir plötzlich durch ein höchst eigenartiges, aber in seiner Wildheit und Lebhaftigkeit feffelndes Bild überrascht. Ruhig traben wir durch die einförmige Landschaft; niedrige Felsmaffen erheben sich, breit hingelagert, rechts von nns; der Boden, über den unser Roß schreitet, ist dagegen ziemlich flach und mit trockenem, langhalmigem Gräfe, mit Kräutern und kurzem Gestrüpp bewachsen. Da ertönt von Norden her
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