1914 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Franke, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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I. Die Alpen.
Manchmal fallen große, breite Blöcke auf den Gletscher. Sie wandern mit dem
Eise abwärts. Dort taut nun das Eis rings um den Block. Aber das Eis, worauf
er liegt, kann nicht tauen, da es nicht von der Sonne beschienen und erwärmt
wird. So bildet sich allmählich eine Eissäule, worauf der Block liegt. Das Ganze
sieht aus wie ein Eispilz mit steinernem Hute. Man nennt das einen G let-
sch e r t i s ch. Je mehr das Eis ringsumher abtaut, desto höher wird die Eissäule.
Nun treffen aber die Sonnenstrahlen die unteren Teile der Säule. Sie schmilzt
daher auch allmählich. Da wird ihr die Last zu schwer, sie bricht zusammen, und
der Block rollt herunter. Dann kann er abermals einen Gletschertisch bilden.
e) Die Bedeutung der Gletscher im Haushalte der Natur.
1. Sie bilden die notwendigen Abflüsse der gewaltigen Schneemengen,
die im Hochgebirge fallen. Ohne sie würden sich die Schneemassen
immer mehr anhäufen und alles in Eis und Schnee hüllen und alles
Leben ersticken.
2. Sie sind die gewaltigen Vorratskammern, aus denen die Flüsse
selbst in den trockensten und heißesten Sommern ihr Wasser erhalten.
Je heißer der Sommer ist, desto mehr Wasser liefern sie. Wird ein
Fluß von Gletschern gespeist, so ist er auch im Sommer wasserreich.
Ungeheure Wassermengen liefern die Gletscher im Sommer. Sie
sind daher natürliche Sparkästen oder Talsperren, die die Flüsse
gerade in der trockensten Zeit mit Wasser versorgen. (144 Mill. ebm
Wasser an einem heißen Sommertage.)
3. Sie vermehren die Zugänglichkeit des Hochgebirges. Sie füllen
tiefe Schluchten aus, die man sonst gar nicht überschreiten könnte.
Trotzdem sie Gefahren bieten, sind sie doch auch wichtige natürliche
Verkehrswege in den Hochalpen.
4. Sie helfen mit an der Abtragung der Alpen. Sie tragen beträcht-
liche Mengen von Geröll und Schutt abwärts. Das haben sie nament-
lich in uralten Zeiten in größtem Maße getan, als sie noch bis weit
nach Bayern hineinreichten. Zu jener Zeit waren die Alpen auch
noch weit höher als jetzt (gegen 1000 rn). Um so viel niedriger sind
die Alpen schon geworden.
5. Sie regeln den Wasserreichtum der Flüsse. Gegen Ende des Winters
schmilzt der Schnee in den Vorbergen und den unteren Voralpen
und führt so den Flüssen viel Wasser zu. Im Frühlinge aber schmilzt
der Schnee in den oberen Voralpen, sowie in den Mittelalpen. Im
Sommer tauen die Gletscher am stärksten, im Herbste taut der Schnee
der mittleren und unteren Höhen. So haben die Alpenflüsse einen
ziemlich gleichmäßigen Wasserstand das ganze Jahr hindurch.
5. Die Lawinen oder Schneestiirze.
Nicht bloß als Eis, sondern auch als Schnee gelangt der Alpenschnee in die
Tiefe.
Wie geht das zu? Der Schnee rutscht, gleitet, stürzt die Abhänge hinunter.
Die gewaltigen Schneestürze heißen Lawinen. Es gibt zwei Arten
von Lawinen.
a) Die Staublawinen entstehen wenn auf eine harte Schnee-
decke sehr viel neuer, lockerer, loser, staubartiger Schnee fällt. Auf den steilen Ab-
hängen hat dieser lockere Neuschnee keinen Halt. Bei der geringsten Erschütterung
löst er sich von seiner Unterlage. Es braucht nur ein Hase, eine Gemse darüber
zu schreiten; oft genügt ein Windhauch, ein Büchsenschuß, um die lockere Schnee-