1914 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Franke, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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I. Die Alpen.
Trauben, Apfelsinen und Zitronen essen und frische Blumen aus Italien be-
ziehen. Eßt ihr eine saftige Apfelsine, so denkt daran, daß sie vielleicht durch
den Gotthardtunnel gefahren worden ist. Vielleicht hat sie auch die Brennerbahn
befördert. Die Bahnen bringen noch viele andere Waren aus Italien zu uns,
Wein in Fässern, Ol, getrocknete Früchte, Seide, Marmor usw. Dafür schaffen
sie auch Waren aus Deutschland nach Italien, z. B. Kohlen aus dem rheinischen
Kohlengebiete, Maschinen und andere Erzeugnisse unseres Erwerbfleißes. Die
Alpen hindern jetzt nicht mehr den Warenaustausch zwischen dem Norden und
dem Süden. Man hat ihren steinernen Leib durchbohrt und bequeme Verkehrs-
wege geschaffen. Der Mensch siegt eben über die Natur.
15. Die Alpenbewohner.
In den tiefen und tieferen Tälern kann nmn A ck e r - und Gartenbau
treiben. Hier sind die Alpen auch am dichtesten besiedelt. Je höher die Täler
hinausreichen, desto mehr nehmen der Acker- und der Gartenbau ab. Die schmale
Talsohle wird mehr und mehr nur noch als Wiese benutzt. Die Felder an den
Abhängen werden immer steiniger. Zwar verwittert fortwährend etwas Fels-
gestein, aber die Regengüsse schwemmen auch alljährlich viel gutes Erdreich weg.
Darum sind auch die Erträge der Felder nur gering. Dafür widmet man sich
mehr und mehr der Viehzucht.
Zwischen der Baum- und Schneegrenze liegen ausgedehnte Weideplätze,
die Matten oder Almen oder auch Alpen. Ihr Erdreich bildet nur eine
dünne Decke; dazu sind sie noch mit zahllosen Steinen bedeckt. Dennoch wächst
hier noch viel Gras; regnet es doch häufig in den Alpen. Wie oft feuchten auch
nässelnde Nebel die Matten an! Zwar wird das Gras nicht sehr hoch, aber es
steht dicht und enthält viele gewürzreiche Kräuter. Die Bergweiden liefern daher
ein gutes, bekömmliches Weidefutter.
Wenn es irgend geht, mäht man das Gras und macht es zu Heu, damit
man Vorräte für den langen Winter hat. Es gibt auch W i l d h e u e r, die in
der Wildnis heuen oder Heu machen. Sie sind arme Leute, die keine
Matten und Almen besitzen, aber ein paar Ziegen halten. Sie steigen nun auf
solche Stellen, wohin sich das weidende Vieh nicht wagt. Im Steigen und Klettern
sind sie ungemein geübt. Das freie Gras schneiden sie ab und tragen es auf
dem Mcken oder Kopfe nach Hause. Es ist das eine höchst mühselige und ge-
fährliche Arbeit. Zuweilen werfen die Wildheuer das Bündel den Abhang hinab
und nehmen es unten wieder auf. In der Sennhütte kehren sie ein, um zu rasten
und einen Schluck Milch zu sich zu nehmen.
Die entfernten und hochgelegenen Almen benutzt man als Sommerweiden.
Die Almen gehören bestimmten Eigentümern. Damm darf jeder Viehbesitzer
nur seine eigenen Almen abweiden lassen. Sind die gemästeten Kühe im Herbste
zurückgekehrt, so wird ein Teil davon verkauft, meist nach Welschland. Die Sennen
sind Kuhhirten, die Geißbuben aber Ziegenhirten.
Neben der Viehwirtschaft ernährt die Forstwirtschaft viele Älpler.
In den niederen und mittleren Tälern der Alpen gibt es stattliche und große
Wälder, Laub- und Nadelwälder. Freilich ist das Fortschaffen der großen Stämme
häufig recht schwierig. Wenn es angeht, flößt man das Holz ins Tal hinab. Viel-
fach rollt oder schleift man die Stämme die steilen Abhänge hinab. Aber Fels-
blöcke halten sie nicht selten auf. Man hat daher Rutschbahnen für die Balken
und Baumstämme hergestellt. Sie heißen Holzriesen. Tausend Schritt