1914 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Franke, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iii. Österreich-Ungarn.
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Einwohner. An Fläche ist es demnach bedeutend größer als das Deutsche Reich,
an Volkszahl aber bedeutend kleiner. Es ist viel weniger dicht bevölkert als Deutsch-
land (75 gegen 120). Ungarn ist dünner bevölkert als Österreich.
a) Die Staaten und wichtigsten Städte in Österreich.
Österreich besteht aus 14 Ländern. Drei davon heißen Königreiche, nämlich
Böhmen, Galizien und Dalmatien. Zwei davon heißen Erzherzog-
tümer, nämlich Ober- und Niederösterreich oder Österreich ob der Enns und
unter der Enns. Sechs davon heißen Herzogtümer, nämlich Salzburg,
Steiermark, Kärnten, Kram, Schlesien und Bukowina. Tirol nebst Vorarlberg
ist eine gefürstete Grafschaft, Mähren eine Markgrafschaft. Istrien heißt Küsten-
land. Österreich ist nicht in Provinzen eingeteilt wie Preußen, sondern man hat
die Länder so gelassen, wie sie früher waren. Die Habsburger erwarben zuerst
die Erzherzogtümer Ober- und Niederösterreich und die Herzogtümer Steier-
mark, Kärnten und Kram; hierauf erbten oder erwarben sie Tirol, Böhmen und
Mähren. Durch die Teilungen Polens gewannen sie Galizien, und von den
Türken erwarben sie die Bukowina. Zuletzt erhielten sie Istrien und Dalmatien,
sowie Salzburg. 1278 erwarben die Habsburger die ersten österreichischen Länder,
1905 das letzte. Es hat also über 600 Jahre gedauert, ehe die Habsburger die
Länder der österreichischen Krone erwarben und in einem Staate vereinigten.
Wien, die Hauptstadt vom Erzherzogtum Niederösterreich, ward die Hauptstadt
des Kaiserreichs Österreich und damit die erste Hauptstadt der Donau-Monarchie.
Niederö st erreich breitet sich zu beiden Seiten der Donau aus.
Die Kaiser st adtwien liegt am östlichen Ende in dem trefflich angebauten
Wiener Becken. Die Donau teilt sich hier und bildet daher einige Inseln; sie
hat man mit herrlichen Anlagen und Gebäuden geschmückt. Nach Osten öffnet
sich die weite Ebene des Marchfeldes, nach Süden begrenzen die Ausläufer
des Wiener Waldes das Blachfeld. Von dem letzten Berge desselben hat man
einen herrlichen Überblick über die Kaiserstadt an der blauen Donau, über die
Hofburg, die Theater, Kirchen und das ganze Häusermeer. Zählt doch Wien
etwa genau so viel Einwohner wie Berlin (rund 2 Mill.). Hier kreuzen sich die
zahlreichen Bahnen, die das Land nordsiwlich oder ostwestlich durchschneiden.
Wien ist wie Berlin ein wichtiger Knotenpunkt der Bahnlinien. Es ist ja die
erste Handelsstadt des ganzen Reiches. Hier steht auch die Donauschiffahrt in
Blüte. Deshalb hat man der Donau hier ein neues Bett gegraben und Kanäle
angelegt, die das überschüssige Hochwasser aufnehmen und fortführen. In Wien
sind auch viele Fabriken entstanden, welche vor allem feine Schmuck- und Zier-
waren, Lederwaren, Maschinen und allerhand Instrumente Herstellen. Außer
der Hofburg ist der Stefansdom berühmt. Ein Riesentor führt in ihn. Starke
Pfeiler tragen das hohe Gewölbe. Gewaltige Fenster lassen das Licht einströmen.
Herrliche Altäre und Bildsäulen und vergoldete Kronleuchter schmücken das
prachtvolle Heiligtum. Zahlreiche Bilder von Aposteln und Heiligen schauen
auf die andächtige Menge herab. Ein großartiger Turm krönt den Dom. Eine
mächtige Glocke ladet die Gläubigen zum Besuch des Domes ein. Sie ist aus
eroberten türkischen Geschützen gegossen. Stundenweit hört man ihren klaren
Klang. Eine Mandel Männer sind nötig, um sie zu läuten.
Die Wiener sind ein lustig Volk und haben sich daher mancherlei Ver-
gnügungsanlagen geschaffen. Berühmt ist der Prater. Das ist ein ungeheurer
Lustgarten, siebenmal größer als der Berliner. Er liegt auf einer großen Donau-
insel und umfaßt herrliche Wiesen, lange Baumstraßen und prachtvolle Wal-
dungen. Sonntags ist der Prater das Ziel aller Wiener, die sich einen genuß-