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1. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 69

1914 - Langensalza : Beltz
Hi'. Öfterreich-Ungarn. 69 sich selbst heißen sie Ungarn. Zwischen den Madjaren wohnen viele Deutsche, in Ungarn gegen 2 Millionen. Freilich sind manche Deutsche schon zu richtigen Madjaren geworden, die fast gar kein Wort Deutsch reden. Das ist nicht recht. Den Madjaren freilich gefällt das, wenn recht viele Fremde madjarisch werden. Viele ungarische Juden haben die madjarische Sprache angenommen. Südöstlich von den Ruthenen und Madjaren wohnen die Rumänen, be- sonders in der Bukowina, im Banat und in Siebenbürgen. Sie reden einesprache, welche mit der römischen verwandt ist und vor allem im Königreiche Rumänien gesprochen wird. Zwischen ihnen sitzen die Siebenbürger Deutschen, die Banater Deutschen und die Bukowinaer Deutschen; außerdem finden sich hier auch Mad- jaren darunter gemischt. Die Zahl der Rumänen beträgt etwa 3 Mill., etwas weniger als die der Rrlthenen und Polen. Südwestlich von den Rumänen und südlich von den Madjaren und Deutschen siedeln abermals Slawen; man nennt sie S ü d s l a w e n. Es sind die K r o a t en in Kroatien, die Serben in Slawonien, die Slowenen (Winden) in Kram. Diese Südslawen sind durch die eingewanderten Madjaren und die von Nordwesten her vordringenden Deutschen und die aus Südosten vordringenden Rumänen von ihren Brüdern, den Nordslawen, getrennt worden. Serben und Kroaten sind ganz nahe verwandt, aber die Kroaten gehören der römisch-katho- lischen Kirche an, die Serben hingegen der griechisch-katholischen. Die Slowenen haben Krain fast ganz besiedelt. In diesen südlichen Teilen gibt es nur einzelne deutsche Sprachinseln. In Dalmatien, Bosnien und der Herzegowina gibt es gleichfalls Serben und Kroaten. Die Italiener finden sich vornehmlich in Südtirol, im Küstenlande und in Dalmatien. Die beiden letzten Gebiete gehörten lange zu Italien. Im ganzen ist die Zahl der Romanen (Italiener und Ladiner) nicht sehr groß, aber sie wollen sich ausbreiten, und sie suchen die angrenzenden Deutschen, Slawen und Serben zu zwingen, Italienisch zu lernen und das allein zu reden. Wären alle Slawen einig, dann bildeten sie die Hauptmasse des Volkes im Donaureiche, nämlich die knappe Hälfte. Das wissen auch viele unter ihnen. Darum rufen sie den einzelnen Slawenvölkern zu: Seid einig! Werdet einig! Haltet zusammen und bildet eine geschlossene Reihe und Schutzwehr gegen alle Nichtslawen! Sie erstreben ein Allslawentum und wollen den Donau- staat in einen slawischen Staat verwandeln. Zum Glücke sind die Slawen nur einig, wenn es den verhaßten Deutschen etwas auszuwischen gilt; sonst sind sie unter sich oft recht uneinig. Dazu fehlt ihnen die gemeinsame Sprache. Die slawischen Sprachen sind zwar unter sich verwandt, aber kein Tscheche versteht ohne weiteres das Polnische; er muß es erst lernen. Das fällt ihm zwar etwas leichter als einem Deutschen; aber er muß doch erst Polnisch lernen. So muß er auch Ruthenisch, Slowenisch, Kroatisch usw. lernen. Das würde aber zu viel Sprachlernerei. Darum lernt jeder der Slawen lieber Deutsch; sind nun die Tschechen, Polen, Ruthenen, Slowaken, Slawen, Kroaten und Serben bei- sammen, dann reden sie nicht Slawisch, sondern Deutsch; denn Deutsch können sie alle. Es ist ein Glück, daß es noch keine gemeinsame slawische Gesamtsprache gibt. Sonst würden die slawischen Völker leichter unter einen Hur kommen und die Deutschen des Donaustaates noch mehr als bis jetzt bedrängen und bedrücken. Es gibt aber schon einzelne Slawen, die wollen Russisch zur gemeinsamen Slawen- sprache machen. Zum Glück sind die Slawen Österreichs noch alle dagegen. Die Tschechen möchten, daß ihre Sprache zur gemeinschaftlichen Slawensprache
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