1914 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Franke, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
146 x. Das Kaiserreich Rußland.
Hier sind auch große Städte entstanden. Am Dnjepr liegt Kiew; es ist so
groß wie Mmberg. Es ist eine der ältesten Städte Rußlands und war auch
früher eine Zeitlang die Hauptstadt. Kiew gilt den Russen als heilige Stadt
und wird von zahlreichen Wallfahrern besucht. Groß ist die Zahl der Klöster
und Kirchen. Sie ist eine starke Festung. Hier handelt man vor allem mit
Getreide und daneben gibt es zahlreiche Fabriken. Moskau an der
Moskwa zählt über 1 Million Einwohner. Es war früher die Hauptstadt des
russischen Reiches. Nach ihr nannte man die Russen Moskowiter. 32 Kirchen
zieren die Stadt. Die Himmelfahrtskirche ist im Innern fast ganz vergoldet.
Nach der heiligen Stadt Moskau mit ihren 400 Kirchen pilgern ebenfalls
Tausende von Wallfahrern. Hier wurden und werden die Zaren gekrönt.
Moskau liegt ziemlich im Mittelpunkt Rußlands. Hier treffen viele Bahnen
zusammen. Hierher strömen das Getreide der Schwarzerde, das Holz und das
Pelzwerk der Waldgebiete, das Vieh der Weidegebiete, die Metalle des Urals
zusammen. So ist Moskau mit den vergoldeten Kuppeln seiner Kirchen und
Klöster eine reiche Handelsstadt.
Nishni-Nowgorod (= Erfurt) liegt an der Wolga, da, wo die
Oka einmündet. Sie ist die wichtigste Meßstadt Rußlands. Man hat ein be-
sonderes Meßviertel erbaut, das aus 250 steinernen Warenhäusern und 6 500
Warenbuden besteht. In diesen Häusern wohnt niemand. Erst zur Zeit der
Messe beleben sie sich. Dann ziehen Scharen von Händlern ein, dann ver-
doppelt sich die Bewohnerzahl Nishni-Nowgorods. Dann geben sich die Kauf-
leute der Welt hier ein Stelldichein. Wir sehen da die Pelzhändler von Lon-
don, Paris, Leipzig, Berlin, Wien, Breslau; sie kaufen von den Jägervölkern
und Chinesen. Daneben handelt man mit Woll- und Baumwollwaren.
Solche wichtige Handelsstädte sind auch Kasan, Kamara und Saratow
an der Wolga. Im Innern liegen Tula, O r e l und Charkow.
11. Das russische Steppenland.
Südlich von dem Gebiet der Schwarzerde breitet sich eine dürre Land'
schüft aus, die russische Steppe. Die Mederschläge nehmen nach Süden hin
immer mehr ab. Es wird daher immer trockener. Die lockere, feine, an sich
sehr fruchtbare Erde sieht nicht mehr schwarz, sondern braun aus. Der Wald
hört ganz auf, selbst die Bäume werden zur Seltenheit. Das ganze Steppen-
land umsäumt das Schwarze Meer und das Kaspische Meer. Es ist zum
größten Teile eine tafelförmige Ebene. Die Flüsse haben sich in sie tief
eingegraben. Es gibt eine Grassteppe und eine W ü st e n st e p p e.
Die russische Grassteppe findet sich nördlich vom Schwarzen Meere. Da es
keine Wälder und nur am Rande Hügel gibt, schweift der Blick über weite
Flächen hin. Der Winter ist in der Steppe außerordentlich streng, der
Sommer ist unerträglich heiß. Fast aper drei Tage weht ein heftiger Steppen-
sturm. Im Winter kann man es dann im Freien kaum aushalten; leicht er-
friert man Ohren und Nase. Plötzlich naht der Frühling mir seiner lauen
Luft und seinen befruchtenden Regenschauern. Nun sprießt und sproßt es
allerorten, und bald hat sich ein grüner Teppich über die weite Steppe ge-
legt. Da gibt es Gräser aller Art, Tulpen, Hyazinthen, Zwiebeln, Lauch arten,
Schneeglöckchen usw. Hier gibt es ganze Geviertkilometer Zwiebeln, dort
ebenso große Flächen voll lauter Tulpen. Dann kommt wilder Klee, Schaf-
garbe, Hanf, Kümmel, Wicken usw. Die Schafgarbe wird bis 2 m hoch. Die